Oscar-Nominierungen 2017, meine erste Prognose


Heute ist der 26.09.16, die für die Oscars wichtigen Filmfestivals (Venedig, Telluride und Toronto) sind vorbei, das New York Film Festival steht in den Startlöchern, Zeit für mich meine erste Prognose zu den Oscar-Nominierungen 2017 zu veröffentlichen.

Die 89th Academy Awards finden am 26.02.2017 statt. Die Oscar-Nominierungen werden am 24.01.17 bekannt gegeben. Während Jimmy Fallon die Golden Globes moderiert, ist derzeit noch nicht bekannt, wer der Gastgeber für die Oscar-Show 2017 ist.

Die afro-amerikanische AMPAS-Präsidentin Cheryl Boone Isaac hat kürzlich ihre vierte Amtszeit begonnen.

Im Jahr 2016 hat AMPAS 683 neue Künstler eingeladen (im Vergleich im Jahr 2015 waren es 322), Mitglied der elitären Oscar-Academy zu werden. Eine Einladung bekamen beispielsweise Kate Beckinsale, Chadwick Boseman, John Boyega, Rose Byrne, Morris Chestnut, Idris Elba, Andrew Garfield, Greta Gerwig, Carla Gugino, Luiz Guzmán, Dennis Haysbert, Tom Hiddleston, Oscar Isaac, Michael B. Jordan, Brie Larson, Rachel McAdams, Eva Mendes, Nate Parker, Michelle Rodgriguez, Mark Rylance, Tessa Thompson, Alicia Vikander, Emma Watson, Rita Wilson, aber beispielsweise auch die deutsche Filmemacherin Maren Ade („Toni Erdmann“).

 
Welche Auswirkung hat das OSCARS-SO-WHITE-Debakel aus dem Jahr 2016?

Ganz klar, man kann davon ausgehen, dass AMPAS darauf reagieren wird. Sehr wahrscheinlich werden möglichst viele nicht-weiße Schauspieler/Schauspielerinnen und Filme, die eine afro-amerikanische (denn dies ist die größte Gemeinde, die sich beschwert hat) Thematik haben, nominiert und ausgezeichnet.

Könnte die Wahl des amerikanischen Präsidenten eine Auswirkung auf den Oscar-Gewinn Bester Film haben?

Heute Abend ist der sogenannte Superbowl of Politics (das TV-Duell zwischen Clinton und Trump) und vielleicht wird das eine Entscheidung bringen, bisher ist überhaupt noch nicht absehbar, wer in nicht einmal 1 1/2 Monaten zum amerikanischen Präsidenten gewählt wird. Sollte die, nicht sonderlich unwahrscheinliche Katastrophe eintreten, wird es ein völlig verändertes Land geben und das liberale Hollywood könnte sich für einige Zeit in einer Art Schockstarre befinden. Möglich, dass sich dies dann irgendwie auch auf die Oscars auswirken könnte.

Gab es bereits einen Skandal? Na selbstverständlich.

 
„The Birth of a Nation“ und „Manchester By the Sea“ wurden erstmalig im Januar auf dem Sundance Filmfestival gezeigt. Diese beiden Filme waren die ersten gezeigten Filme, die im Gespräch für etwaige Oscar-Nominierungen waren. Durch die ganze OSCARS-SO-WHITE-HYSTERIE hatte „The Birth of a Nation“ das bessere Timing und so hat sich das Sklavendrama des afroamerikanischen Regisseurs Nate Parker gleich mal als Favorit positioniert. Noch auf dem Sundance Filmfestival hat Nate Parker zwei sehr lukrative Angebote. Netflix wollte den Film für 20 Millionen Dollar kaufen und die Oscar-Profis Fox Searchlight haben 17,5 Millionen Dollar geboten. Nate Parker hat sich natürlich für die erfahrenen Füchse entschieden, wahrscheinlich hatte er sich schon als mehrfacher Oscar-Gewinner gesehen. Nun sind aber seit einiger Zeit ein paar unschöne Dinge über die Vergangenheit von Nate Parker (den Produzenten, Regisseur, Drehbuchschreiber und Hauptdarsteller des Films) bekannt geworden. Im Jahr 1999, als Nate Parker auf die Penn State University ging, soll er mit seinem Kumpel ein 18-jähriges Mädchen vergewaltigt haben. Der Fall ging vor Gericht, Nate Parkers Kumpel (und ebenso Autor des Drehbuchs von „The Birth of a Nation) wurde verurteilt, Nate Parker freigesprochen. Gut, jetzt könnte man natürlich sagen, Jahre her, Sache erledigt, Nate Parker wurde sogar freigesprochen. Das Problem war, dass Nate Parker im August 2016 ein Interview gegeben hat, sich dort zu dem Vergewaltigungsfall geäußert hat und sich als Opfer dargestellt hat. In der Interview hat er betont, dass er seither den Glauben an Gott gefunden hat und ein besserer Mensch wäre. Häh? Ganz schlecht. Noch blöder, dass eigentlich der Name des Opfers unbekannt war, aber dennoch natürlich herauskam, um wen es sich handelte. Schließlich haben ein paar findige Journalisten recherchiert und es hat sich herausgestellt, dass sich das Vergewaltigungsopfer von damals vor einigen Jahren das Leben genommen hat. Auch wenn Fox Searchlights Krisenmanagement und Nate Parkers PR-Leute jetzt alles tun, um den Schaden zu begrenzen, kann „The Birth of a Nation“ mit viel Glück einige Oscar-Nominierungen erhalten, aber mit diesem Schmutz wird dieser Film, dieser Regisseur und dieser Hauptdarsteller nicht ein paar Monate später mit einem Academy Award ausgezeichnet. Undenkbar. Das kann sich die Academy nicht leisten, egal wie gut der Film ist. Und soooo gut soll der Film auch gar nicht sein. Fox Searchlight, und das hat sich erst kürzlich herausgestellt, hat für die Oscars auch noch ein anderes Pferd im Stall. „Jackie“ soll überraschend gut sein, vielleicht sollten sie lieber darauf setzen. Was bedeutet das für Nate Parkers Karriere? Ich kannte ihn als Schauspieler aus Arbitrage. „The Birth of a Nation“ sollte sein Durchbruch in Hollywood sein. Mal gucken.

 

 

Die ersten Screener, die in diesem Jahr offiziell an die Academy-Mitglieder rausgeschickt wurden waren: Miles Ahead und Maggie´s Plan.

 
Jedes Jahr lege ich mich bereits im September mit meiner ersten Oscar-Prognose auf einen Film fest, der den Oscar gewinnen könnte. Dafür warte ich die wichtigen Filmfestivals (Venedig, Telluride und Toronto) ab, um die Stimmung für ein paar der bereits gezeigten Werke zu spüren. Im letzten Jahr (2015) habe ich Spotlight als Gewinner-Film gesehen. In diesem Jahr sehe ich derzeit „La La Land“ als aussichtsreichsten Oscar-Kandidaten.
Für Deutschland geht „Toni Erdmann“ ins Rennen um eine Nominierung als bester fremdsprachiger Film. Der Film startet am 25.12.16 in den amerikanischen Kinos.

Von den Filmen, die in irgendeiner Kategorie für eine Oscar-Nominierung im Gespräch sind oder waren, habe ich folgende Filme gesehen – in der Reihenfolge, in der ich sie tatsächlich gesehen habe:

The LobsterHail, Caesar!, Indignation, Maggie´s Plan, Miles AheadLittle Men, The Witch, 10 Cloverfield Lane, Zootopia, Eye in the Sky, Everybody Wants Some!!, Hello, My Name is Doris, Born to Be Blue, The Meddler, Life, Animated, A Bigger Splash, „Love & Friendship“, The BFGDe Palma, Finding Dory, O.J.: Made in America, Toni ErdmannFrantz, Hell or High Water, Florence Foster Jenkins, Kubo and the Two Strings, Sausage Party, The Light Between Oceans, „Sing Street“, „The Jungle Book“. Update: SullySnowdenDeepwater Horizon13th, „Amanda Knox“,Denial, I, Daniel BlakeManchester by the SeaMoonlight, Paterson, „Weiner“, The Girl on the Train, The Birth of a Nation, Queen of Katwe, American Pastoral, Desierto, Certain Women, The Handmaiden, Arrival, Doctor Strange, The Eagle Huntress, „Blue Jay“, Nocturnal Animals, Loving, The Edge of Seventeen, Bleed for This, Allied, Rules Don´t Apply, Moana, Billy Lynn´s Long Halftime Walk, La La Land, „Under the Shadow“, „Kate Plays Christine“, Miss Sloane, Jackie, Patriots Day, Fences, Lion, „Captain Fantastic“, Hidden Figures, SilenceLive by Night  (ein Update erfolgt regelmäßig)

 
Meine derzeitige Prognose (Stand: 24.09.16) für die Oscar-Nominierungen 2017, in der Reihe, in der ich im Moment eine Nominierung am wahrscheinlichsten sehe. Mein derzeitiger Oscar-Gewinner ist jeweils der erste Kandidat:

Bester Film:

La La Land, Lionsgate (Venedig, Telluride, Toronto)
Manchester By The Sea, Amazon, Roadside Attractions (Sundance, Telluride, Toronto)
Loving, Focus Features (Cannes, Toronto)
Billy Lynn´s Long Halftime Walk, Sony (derzeit noch nicht gezeigt, Premiere in New York)
Moonlight, A24 (Telluride, Toronto)
Fences, Paramount (derzeit noch nicht gezeigt)
Arrival, Paramount (Venedig, Telluride, Toronto)
Lion, Weinstein Co. (Toronto)
Silence, Paramount (derzeit noch nicht gezeigt. Paramount hat ganz aktuell bestätigt, dass Scorseses Film im Dezember ins Kino kommt. )
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Sully, Warner Bros. (Telluride, läuft aber bereits im amerikanischen Kino)
The Birth of a Nation, Fox Searchlight (Sundance)
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20th Century Woman, A24 (derzeit noch nicht gezeigt, Premiere in New York)
Nocturnal Animals, Focus Features (Venedig, Toronto)
Hacksaw Ridge, Summit (Venedig)
Passengers, Columbia Pictures (derzeit noch nicht gezeigt)
Jackie, Fox Searchlight (Venedig, Toronto)
Rules Don´t Apply, New Regency (wurde noch nicht gezeigt, Premiere auf dem AFI Fest)
Hidden Figures, 20th Century Fox (derzeit noch nicht gezeigt)
American Pastoral, Lionsgate (Toronto)
Elle, Sony Pictures Classic (Cannes)
Miss Sloane, EuropaCorp (derzeit noch nicht gezeigt)
Hell or High Water, CBS, Lionsgate (Cannes, lief bereits im amerikanischen Kino)
Eye in the Sky, Bleecker Street (Toronto 2015, lief bereits im amerikanischen Kino)
Indignation, Roadside Attractions, Summit Entertainment (Sundance, lief bereits im amerikanischen Kino)
A Monster Calls, Focus Features (Toronto)

 

 

Bester Regisseur:

Damien Chazelle (La-La Land)
Ang Lee (Billy Lynn´s Long Halftime Walk)
Kenneth Lonergan (Manchester by the Sea)
Jeff Nichols (Loving)
Denzel Washington (Fences)
Barry Jenkins (Moonlight)
Denis Villeneuve (Arrival)
Martin Scorsese (Silence)
Clint Eastwood (Sully)
Warren Beatty (Rules Don´t Apply)
J. A. Bayona (A Monster Calls)
Tom Ford (Nocturnal Animals)
Mike Mills (20th Century Women)
Garth Davis (Lion)
Morten Tyldum (Passengers)
Ben Affleck (Live by Night)
Nate Parker (The Birth of a Nation)

 
Beste Hauptdarstellerin:

Viola Davis (Fences)
Emma Stone (La La Land)
Ruth Negga (Loving)
Natalie Portman (Jackie)
Amy Adams (Arrival)
Isabelle Huppert (Elle)
Meryl Streep (Florence Foster Jenkins)
Annette Bening (20th Century Women)
Jessica Chastain (Miss Sloane)
Taraji P. Henson (Hidden Figures)
Jennifer Lawrence (Passengers)
Sally Field (Hello, My Name is Doris)
Rachel Weisz (Denial)
Helen Mirren (Eye in the Sky)

 
Bester Hauptdarsteller:
Casey Affleck (Manchester by the Sea)
Joel Edgerton (Loving)
Ryan Gosling (La La Land)
Denzel Washington (Fences)
Dev Patel (Lion)
Michael Keaton (The Founder)
Joe Alwyn (Bill Lynn´s Long Halftime Walk)
Jake Gyllenhaal (Nocturnal Animals)
Tom Hanks (Sully)
Andrew Garfield (Hacksaw Ridge oder Silence)
Logan Lerman (Indignation)
Alden Ehreinreich (Rules Don´t Apply)
Ewan McGregor (American Pastoral)
Brad Pitt (War Machine)
Viggo Mortensen (Captain Fantastic)
Miles Teller (Bleed for This)
Nate Parker (The Birth of a Nation)

 
Beste Nebendarstellerin

Michelle Williams (Manchester By The Sea)
Naomie Harris (Moonlight)
Kristen Stewart (Billy Lynn´s Long Halftime Walk)
Nicole Kidman (Lion)
Aja Naomi King (The Birth of a Nation)
Dakota Fanning (American Pastoral)
Laura Dern (The Founder)
Felicity Jones (A Monster Calls)
Molly Shannon (Other People)
Octavia Spencer (Hidden Figures)
Lupita Nyong´o (Queen of Katwe)

 

 

Bester Nebendarsteller:

Mahershala Ali (Moonlight)
Michael Shannon (Nocturnal Animals)
Steve Martin (Billy Lynn´s Long Halftime Walk)
Hugh Grant (Florence Foster Jenkins)
Liam Neeson (Silence)
Kyle Chandler (Manchester by the Sea)
Lucas Hedges (Manchester by the Sea)
Jeff Bridges (Hell or High Water)
Sunny Pawar (Lion)
Warren Beatty (Rules Don´t Apply)
Adam Driver (Silence)
Tracy Letts (Indignation)
Simon Helberg (Florence Foster Jenkins)
Jack Huston (The Yellow Birds)
Oscar Isaac (The Promise)
Ben Mendelsohn (Una)
Ralph Fiennes (A Bigger Splash)
Aaron Eckhart (Bleed for This)
Kevin Costner (Hidden Figures)
Timothy Spall (Denial)
Peter Sarsgaard (Jackie)
Armie Hammer (The Birth of a Nation)
Stephen Henderson (Fences)
Jovan Adepo (Fences)
Alan Rickman (Eye in the Sky)

 
Trailer meiner derzeitigen Top 3 der möglichen Oscar-Gewinner-Filme:

 

 

Damien Chazelles „La La Land“

 

 
Kenneth Lonergan „Manchester by the Sea“

 

 
Jeff Nichols „Loving“

 

 

 

meine Oscar-Gewinner 2017-Prognose vom 30.11.16

 

Die Oscar-Nominierungen 2017 und meine Meinung

 

Oscar-Gewinner 2017, meine Analyse

 

7 Gedanken zu “Oscar-Nominierungen 2017, meine erste Prognose

  1. Oh man, da bin ich wie immer raus :))
    Im Gegensatz zu Dir, sehe ich ja stets nur einen Bruchteil der Oscaranwärter.
    Und Du meinst tatsächlich ein Musical hat gute Chancen auf den besten Film? Ich mag Ryan Gosling ja, aber so gut finde ich nun auch nicht :))

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    • Danke für Deine Meinung. Ich habe „Freeheld“ bis heute nicht gesehen, obwohl ich Michael Shannon so gerne mag. 🙂 Der Film ist bereits im letzten Jahr in die amerikanischen Kinos gekommen und war so nur für die Oscars 2016 qualifiziert. Er hatte keine wirklich guten Kritiken bekommen und ist daher nicht weit gekommen.

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  2. Hallo!

    Guter Artikel!!

    Meine Meinung nach, du hast Hail, Ceasar ganz vergessen, der beste Film des Jahres (von denen ich geguckt habe). Also, Kristen Stewart kann überhaupt nicht spielen!

    Ich habe nicht La la la gesehen, aber ich denke einen Musikal hat gute Chancen, auch der Sklavendrama, Lion und Little Men, alle die Clichées =) =)

    Grüsse aus Lateinamerika!!

    Gefällt 1 Person

    • Hi und danke!

      „Hail Caesar!“ ist bereits am Anfang des letzten Jahres gestartet und von dem Film war hinsichtlich des Oscars für den besten Film seit September nichts mehr zu hören. Er ist seit Dezember auch nicht mehr bei den amerikanischen Kritikerpreisen oder Filmindustriepreisen aufgetaucht. Vielleicht schafft er er es ja noch in einigen technischen Kategorien bei den Oscars.

      Ich habe Kristen Stewart nicht in diesem „Twilight“-Filmen gesehen, aber bereits in einigen anderen Filmen, sie kann schon was.

      In meiner November-Gewinner-Prognose habe ich ja vieles schon anhand der ganzen Kritikerpreise und Industriepreise präzisiert, das Sklavendrama (The Birth of a Nation) hat keine Chance mehr, „Little Men“ auch nicht, „Lion“ könnte es in die Nominierungsliste bei den Oscars schaffen, steht aber schwer auf der Kippe. In 89 Jahren Oscar-Geschichte haben nur 10 Musicals den Oscar als Bester Film gewonnen (der letzte war „Chicago“, ist also gar nicht so sicher, dass er gewinnt. Derzeit denke ich, dass es sich zwischen „La La Land“, „Manchester by the Sea“ und „Moonlight“ entscheiden wird.

      Lieben Gruss nach Lateinamerika.

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