TV-Serie: „Escape at Dannemora“


Ich habe mir den folgenden Showtime-Mehrteiler angeschaut:

„Escape at Dannemora“(in D. seit dem 19.12.18 auf Sky zu sehen)   7 x approx. 60 min  drama, thriller, biopic 

dir. Ben Stiller  cast: Benicio Del Toro, Patricia Arquette, Paul Dano, Eric Lange, David Morse, Bonnie Hunt

Im Juni 2015 gelang den beiden verurteilten Mördern Richard Matt (Benicio Del Toro) und David Sweat (Paul Dano) die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Dannemora im Bundesstaat New York. Die Generalinspektorin des Staates New York, Catherine Leahy Scott (Bonnie Hunt), beginnt mit der Befragung von Tilly Mitchell (Patricia Arquette). Es macht den Anschein, als hätte die Gefängnisangestellte den beiden Häftlingen zur Flucht verholfen…

B+ (Wertung von A bis F) „Escape at Dannemora“ basiert auf wahren Begebenheiten. Der Mehrteiler erzählt die Geschichte eines spektakulären Gefängnisausbruchs aus dem Jahr 2015. Um die Ereignisse so authentisch wie möglich zu halten, haben sich die Autoren an den Bericht der Generalinspektorin des Staates New York gehalten. Gedreht wurde u.a. in der Stadt Dannemora und für Außenaufnahmen sogar in der Clinton Correctional Facility. Ben Stiller und sein Produktionsteam hatten darüberhinaus während des achtmonatigen Drehs viele Berater (Angestellte des Gefängnisses und Ermittlern, die an der intensiven Verbrecherjagd beteiligt waren) an ihrer Seite. Bei allen sieben Episoden hat der amerikanische Schauspieler („Meet the Parents“, „The Royal Tenenbaums“, „Starsky & Hutch“, While We´re Young, Brad´s Status), Drehbuchautor, Regisseur („Zoolander“, Tropic Thunder) und Produzent Ben Stiller Regie geführt. 

Der beste Gefängnisfilm für mich (und einer meiner liebsten Filme überhaupt) ist „The Shawskank Redemption“. Der spektakuläre Gefängnisausbruch in Dannemora erinnert an den in Frank Darabonts Film (bzw. Stephen Kings Buch). 

Ein Mehrteiler mit zwei meiner Lieblingsschauspieler (Benicio Del Toro und Paul Dano)? Motivation genug, dieses Projekt auf meine MUST-SEE-Liste zu setzen. „Escape at Dannemora“ zeigt auf der einen Seite, wie den zwei Häftlingen der Gefängnisausbruch gelang, ist aber auch ein Porträt der beiden Schwerverbrecher und eine Charakterstudie der Gefängnisangestellten, die den beiden zur Flucht verholfen hat. 

Man hätte diese Geschichte auch in vier oder fünf Episoden erzählen können, so wirkt es etwas gestreckt. Gefallen hat mir der Mehrteiler aber dennoch. 

Ich mag die Einleitung der Story. Zu Beginn die Dialog-Szene der Generalinspektorin mit der Gefängnisangestellten, die mit einer 360-Grad-Kamerafahrt auf „Tilly“ (der Protagonistin der Geschichte) endet. Auch mag ich, wie diese Szene in der finalen Episode wieder aufgenommen wird. Durch die Inszenierung bekommt man auch sehr schnell den Eindruck, dass die ganze  Bevölkerung der Kleinstadt Dannemora, entweder direkt oder indirekt für das Gefängnis arbeitet.

Etwas Probleme hatte ich mit der Charakterentwicklung von Benicio Del Toros Charakter Richard Matt. Er wird eingeführt als jemand, der alles unter Kontrolle hat, mit dem sich keiner im Knast anlegt. Ein Alpha-Mann, der  sehr smart und manipulativ ist. Schließlich hat er den Plan für den Gefängnisausbruch. Künstlerisch ist er auch begabt (übrigens werden ganz zum Schluss des Mehrteilers auch die Originalbilder von Richard Matt gezeigt). Wie ist aber dann sein irrationales Verhalten auf der Flucht zu erklären? Aber gut, so oder so ähnlich scheint es sich zugetragen zu haben. Ein weiteres Problem hatte ich mit der Erzählstruktur. 

Dramaturgisch ist dieser Mehrteiler etwas seltsam aufgebaut. Die ersten vier Teile lernt man die Charaktere und ihren Gefängnisalltag kennen. Natürlich ist einem bewusst, dass die beiden Häftlinge nicht unschuldig im Gefängnis sitzen, beide sind verurteilte Mörder. Man hegt aber irgendwo Sympathien für sie, ist bei ihnen, wenn sie ihren Fluchtplan umsetzen. Entsprechend ist die sechste Episode dann ein Schlag in die Magengrube. Hier, also sehr spät, erfährt man, aufgrund welcher brutalen Verbrechen Richard Matt und David Sweat im Gefängnis gelandet sind. Eine ungewöhnliche Entscheidung, die Geschichte so zu erzählen. Üblicherweise werden solche Informationen in einigen Szenen am Anfang eingestreut.

Patricia Arquette zählt zu den Schauspielerinnen, die ich immer etwas unterschätze. Hier ist sie kaum wiederzuerkennen, aber glaubhaft als einfache, leicht übergewichtige Frau, die nie sonderlich viel Wert auf ihr Äußeres gelegt hat. Sie spielt eine frustrierte (Ehe-)Frau, die in einer Gefängnisschneiderei arbeitet. Nur dort fühlt sie sich auch anerkannt und wohl von den Männern (Sweat, später auch Hacksaw) begehrt. Die beiden Schauspieler Benicio Del Toro und Paul Dano machen den Mehrteiler sehenswert, letztlich ist es aber die Patricia Arquette-Show. 

Anmerkungen zu den Episoden

Part 6 – spielt ausschließlich in der Vergangenheit (am Anfang der Episode ist Ben Stillers Tochter, Ella Olivia Stiller, in ihrer ersten Rolle – sie spielt die Teenager-Autofahrerin, die von dem Sheriff angehalten wird – zu sehen)

Part 7 – die finale Folge ist meine Lieblingsepisode. Es ist mit einer Stunde und 39 Minuten auch die längste.

Den Audio-Kommentaren zu den einzelnen Episoden mit Ben Stiller, den Autoren, der Kamerafrau, den Cuttern, der Schauspielerin Patricia Arquette, u.a. kann man sehr viele interessante Informationen entnehmen. Insbesondere der Audio-Kommentar zu der letzen Episode mit dem, tatsächlich für die Jagd nach den flüchtigen Häftlingen Hauptverantwortlichen Chuck Guess fand ich sehr aufschlussreich. 

Die wichtigsten Charaktere im Einzelnen:

Richard „Hacksaw“ Matt ist ein verurteilter Mörder, der in dem Hochsicherheitsgefängnis in Dannemora einsitzt. Er hat sich mit dem Gefängnisinsassen David Sweat (gespielt von Paul Dano) angefreundet. Die beiden sitzen im sogenannten „Honor Block“, für Strafgefangene, deren Verhalten während der Haftzeit mustergültig ist. Den beiden glückt irgendwann die Flucht aus der Clinton Correctional Facility. Gespielt wird Richard Matt von dem amerikanischen Schauspieler Benicio Del Toro. Sein Talent konnte er in vielen Filmen, u.a. „The Usual Suspect“, „Fear and Loathing in Las Vegas“, „21 Grams“, Things We Lost In the Fire, Inherent Vice, Sicario und Sicario: Day of the Soldado) unter Beweis stellen. Für seine Performance in Steven Soderberghs „Traffic“ hat er den Oscar gewonnen. 

Joyce „Tilly“ Mitchell arbeitet in der Schneiderei des Hochsicherheitsgefängnisses in Dannemora. Sie ist seit über 20 Jahren mit Lyle (gespielt von Eric Lange) verheiratet und frustriert mit ihrem Leben. Sie hat eine Affäre mit dem Gefängnisinsassen David Sweat (gespielt von Paul Dano). Beiden verurteilten Mördern Hacksaw (gespielt von Benicio Del Toro) und David Sweat hat sie zur Flucht verholfen. Gespielt wird Tilly von der amerikanischen Schauspielerin Patricia Arquette. Sie hat in vielen Filmen, u.a. „True Romance“, „Flirting with Disaster“„Lost Highway“ und auch TV-Serien („Medium“, „Boardwalk Empire“, „CSI: Cyber“) mitgespielt. Für ihre Performance in Boyhood hat sie den Oscar gewonnen. Sie wurde auch bereits mit einem Emmy für ihre Rolle in der TV-Serie „Medium“ ausgezeichnet. Sie ist die Schwester der Schauspieler Richmond, Alexis, David und Rosanna Arquette. 

David Sweat ist ein verurteilter Mörder, der bereits seit 12 Jahren in dem Hochsicherheitsgefängnis in Dannemora einsitzt. Er hat eine Affäre mit der Gefängnisangestellten Tilly (gespielt von Patricia Arquette). Befreundet ist er mit dem Gefängnisinsassen Hacksaw (gespielt von Benicio Del Toro). Den beiden gelingt schließlich auch die Flucht aus der Clinton Correctional Facility. Gespielt wird David Sweat von dem amerikanischen Schauspieler, Drehbuchautor und Filmemacher Paul Dano. Mir ist er das erste Mal in „Little Miss Sunshine“ aufgefallen, kurz darauf beeindruckte er bereits neben Daniel-Day Lewis in PTAs There Will Be Blood und seither gucke ich auch Filme seinetwegen. Er hat u.a. in The Good Heart, Being Flynn, 12 Years a Slave, Prisoners, Love & Mercy  und Youth mitgespielt. Mit Wildlife gab er sein Regiedebüt.

Gene Palmer ist ein Gefängniswärter, der sich mit dem Insassen Richard Matt (gespielt von Benicio del Toro) etwas angefreundet hat. Gespielt wird Gene Palmer von dem amerikanischen Schauspieler David Morse. Er hat in vielen Filmen („The Negotiator“, „The Green Mile“, Disturbia, The Hurt Locker und auch in einigen TV-Serien (u.a. „St. Elsewhere“, „Medium“, „True Detective“) mitgespielt. Für seine Performance in der  TV-Serie „House“ und dem Mehrteiler „John Adams“ hat er jeweils eine Emmy-Nominierung erhalten. 

Lyle Mitchell arbeitet im Gefängnis. Er ist seit über 20 Jahren mit Tilly (gespielt von Patricia Arquette) verheiratet. Lyle wird von dem amerikanischen TV- und Filmschauspieler Eric Lange gespielt. In vielen TV-Serien hatte er kleinere Gastauftritte, In dem Mehrteiler Waco und in den TV-Serien „The Bridge“ und  „Narcos“ hatte er eine größere Rolle. Auch war er in dem Film Wind River zu sehen. 

„Escape at Dannemora“ ist für einige Emmy-Nominierungen im Gespräch, u.a. Best Limited Series, Best Actress Limited Series/Movie (Patricia Arquette), Best Actor Limited Series/Movie (Benicio del Toro), Best Supporting Actor Limited Series/Movie (Paul Dano). Update: The Academy of Television Arts & Sciences hat „Escape at Dannemora“ für 12 Emmys nominiert  (darunter Limited Series, Lead Actor in a Limited Series (Benicio Del Toro), Lead Actress in a Limited Series (Patricia Arquette), Supporting Actor in a Limited Series (Paul Dano)  Die Primetime Emmy Awards-Verleihung findet am 22.09.19 statt, die Creative Arts Emmy Awards werden am 15.09.19 verliehen. 

Escape at Dannemora“ wurde erstmalig vom 18.11.18 – 30.12.18 auf dem amerikanischen Pay-TV-Sender Showtime gezeigt. In Deutschland ist dieser Mehrteiler seit dem 19.12.18 auf Sky zu sehen. 

Trailer zu sehen: 

4 Gedanken zu “TV-Serie: „Escape at Dannemora“

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..