Oscar-Gewinner 2016


Die diesjährige Oscarverleihung habe ich wieder in Deutschland gesehen. Die Red-Carpet-Show, wie üblich, weitestgehend auf CNN, dann notgedrungenerweise auf Pro7 geschaltet (wo ich zunächst wohlwollend festgestellt habe, dass nicht mehr „augenroll“ Steven Gätjen „augenroll“ die blöden Fragen am roten Teppich stellt…dann aber schnell realisierte, dass Annemarie Carpendale auch ausreichend Fremdschäm-Momente liefert). Es bleibt mir rätselhaft, warum man nicht einfach die gesamte Pre-Show von ABC überträgt. Wäre sicher auch nicht so kostspielig für Pro7 und würde den Deutschen mal zeigen, wie professionelle Interviews auf dem Roten Teppich ausschauen.

 

Zur Show.

Auch wenn die gesamte Verleihung mal wieder zu lang war, hat sie mir von Anfang bis Ende gefallen. Und das hat nichts damit zutun, dass „Spotlight“ den ersten und den letzten Oscar des Abends erhalten hat. Nein, ich fand Oscar-Gastgeber Chris Rock überraschend smart und witzig. In seiner Eröffnungsrede hat er sich nicht nur über die Academy und die „Weißen Oscars“ lustig gemacht, sondern auch über diejenigen, die der diesjährigen Oscar-Verleihung fernblieben. Mir gefielen auch die zahlreichen Einspiel-Filmchen, besonders als Chris Rock afro-amerikanische Kinogänger in Compton gefragt hat, ob sie die oscar-nominierten Filme gesehen hätten und die von diesen Filmtiteln noch nie gehört hatten.

Für die Vergabe der Oscars wurde dann eine ungewohnte, aber Sinn ergebende Reihenfolge der Kategorien gewählt. Ausgezeichnet wurden der Reihe nach: die Autoren, die Nebendarstellerin, die Kostümdesigner, die Setdesigner, Make-Up-Artisten, der Kameramann, die Cutterin, die Ton-Leute, die Visuelle Effekte-Leute, der animierte Kurzfilm, der Nebendarsteller, der animierte Langfilm, der kurze Dokumentarfilm, der lange Dokumentarfilm, der (Live Action) Kurzfilm, der fremdsprachige Film, die Filmmusik, der Filmsong, der Regisseur, die Hauptdarstellerin, Leo und der beste Film.

Dabei gab eine Überraschung und zwei Mega-Schocker: Die Überraschung war, dass der Oscar für visuelle Effekte nicht an „Star Wars: The Force Awakens“ ging und auch an keinen der, wie sonst üblich, nominierten Filme, sondern an „Ex Machina“. Darüber habe ich mich sehr gefreut, aber – zugegebenermassen – im Leben nicht damit gerechnet. Ich dachte, dass sie „Star Wars: The Force Awakens“ wenigstens einen Oscar geben. Der erste Schocker des Abends war einer über den ich mich richtig gefreut habe. Mark Rylance hat verdientermassen den Oscar als Bester Nebendarsteller gewonnen – oder anders – der absolute Favorit auf diesen Oscar war Sylvester Stallone und hat ihn eben nicht gewonnen. Danke AMPAS dafür! Der zweite Schocker war, dass der von vielen so gehasste „Spectre“-Song gewonnen hat und eben nicht der hochfavorisierte Song „Til It Happens To You“ von Diane Warren und der grauenhaften Gaga. Etwas leid tat es mir für die acht Mal für den Oscar nominierte Diane Warren.
Was die tatsächlichen Preisträger angeht, hätte es für mich nicht besser laufen können. „Spotlight“ gewinnt bester Film (und bestes Originaldrehbuch) und „Mad Max: Fury Road“ räumt die meisten technischen Kategorien und insgesamt 6 Oscars ab. Der beste Film („Spotlight) – und das zeigt auch gleich was für eine außergewöhnliche Oscar-Saison es war – hat nur einen weiteren Oscar gewonnen. Grundsätzlich wird der Oscar-Gewinner-Film mit insgesamt mindestens 3 Oscars ausgezeichnet. Das letzte Mal, dass ein Gewinner-Film insgesamt nur zwei Oscars gewonnen hat, war im Jahr 1952 und der Film hieß „The Greatest Show on Earth“.

Mir war klar, dass „Spotlight“ das Originaldrehbuch gewinnen wird, ich habe aber hin und her überlegt, welchen Oscar dieser Film noch gewinnen könnte. Das hat mich schier verrückt gemacht, letztlich hat mich in so einem engen Rennen einzig und allein das Preferential Voting davon überzeugt, trotzdem auf „Spotlight“ zu setzen. Ich stand wirklich kurz davor, auf den Wagen beinahe aller Oscar-Experten aufzuspringen und auf „The Revenant“ als Bester Film zu setzen.
Der beste Presenter war für mich dieses Jahr Louis C. K. Er hat die Kategorie Best Documentary Short Subject wirklich witzig verkündet und hat sich damit als zukünftiger Oscar-Gastgeber empfohlen.
Bei den Oscars 2016 gab es 24 Kategorien und ich habe dieses Jahr 19 richtig geraten (oder anders bei: Best Supporting Actor, Best Sound Mixing, Best Original Song, Best Visual Effects und Best Live Action Short Film habe ich falsch getippt). Wobei ich tatsächlich nicht rate und auch nicht (wie die meisten) abschreibe, sondern mir über jede einzelne Kategorie Gedanken mache. Mein Wett-Kumpel lässt sich stark von den Oscar-Experten beeinflussen und hat 17 richtig geraten. Auch ein guter Schnitt, aber ich habe unsere Wette gewonnen.

Alle Oscar-Gewinner 2016:

Best Picture: Spotlight
Best Director: Alejandro G. Inárritu (The Revenant)
Best Actor: Leonardo DiCaprio (The Revenant)
Best Actress: Brie Larson (Room)
Best Supporting Actor: Mark Rylance (Bridge of Spies)
Best Supporting Actress: Alicia Vikander (The Danish Girl
Best Original Screenplay: Spotlight
Best Adapted Screenplay: The Big Short
Best Cinematography: Emmanuel Lubezki (The Revenant)
Best Animated Feature: Inside Out
Best Foreign Language Film: Son of Soul (Ungarn)
Best Costume Design: Mad Max: Fury Road
Best Production Design: Mad Max: Fury Road
Best Makeup and Hairstyling: Mad Max: Fury Road
Best Film Editing: Mad Max: Fury Road
Best Sound Editing: Mad Max: Fury Road
Best Sound Mixing: Mad Max: Fury Road
Best Visual Effects: Ex Machina
Best Documentary Feature: Amy
Best Animated Short: Bear Story
Best Live Action Short: Stutterer
Best Documentary Short Subject: The Girl on the River: The Price of Forgiveness
Best Original Song: Writing´s on the Wall (Spectre)
Best Original Score: Ennio Moricone (The Hateful Eight)

Die Mode – The Best:

Charlize Theron (Dior)
Cate Blanchett (Armani Privé)
Julianne Moore (Chanel Haute Couture)
Chrissy Teigen (Marchesa)
Olivia Munn (Stella McCartney)
Benicio Del Toro
Leonardo DiCaprio

Die Mode – The Worst

Lady Gaga (Brandon Maxwell)
Heidi Klum (Marchesa)
Olivia Wilde (Valentino)
Kevin Hart

Einen Tag vor der Oscar-Verleihung wurde noch der Anti-Oscar, der Golden Raspberry Award verliehen. Die Goldene Himbeere im Jahr 2016 haben gewonnen:

Gleich zwei Filme wurden dieses Jahr zum schlechtesten Film gewählt: „Fantastic Four“ und „Fifty Shades of Grey“. Schlechtester Regisseur wurde Josh Trank (für „Fantastic Four“), Schlechtestes Prequel, Remake, Rip-off or Sequel hat auch „Fantastic Four“ „gewonnen“. Als schlechtester Schauspieler wurde Jamie Dornan (für seine Performance in „Fifty Shades of Grey“) ausgezeichnet, schlechteste Schauspielerin Dakota Johnson (für „Fifty Shades of Grey“), schlechtester Nebendarsteller ist Eddie Redmayne (für seine Performance in „Jupiter Ascending“ – ich persönlich hätte ihn auch für „The Danish Girl“ ausgezeichnet) und schlechteste Nebendarstellerin Kaley Cuoco-Sweeting (für „Alvin and the Chipmunks 4: Road Chip“ und „The Wedding Ringer“). Schlechtestes Paar auf der Leinwand wurde natürlich auch Jamie Dornan und Dakota Johnson (für „Fifty Shades of Grey“).

Sylvester Stallone hat den diesjährigen Redeemer-Razzie gewonnen. Vom größten Razzie-Gewinner aller Zeiten bekommt er diesen Award für seine solide Leistung in „Creed“.

 

Die 88. Academy Awards werden vor allen Dingen für diesen Moment in Erinnerung bleiben:

12 Gedanken zu “Oscar-Gewinner 2016

  1. Chris Rocks Rede fand ich sehr gut. Toll, endlich hat Leo gewonnen, wenn es vielleicht auch nicht seine stärkste Rolle war. Lady Gaga mag ich nicht und finde sie sehr überschätzt. Vielleicht sind die Kinogänger, die er befragt hat, nicht sehr filminteressiert. Könnte ja auch sein.

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    • Üblicherweise wird auch der Film mit den meisten Special Effects ausgezeichnet (und das wäre halt „Star Wars: The Force Awakens“ gewesen) oder halt ein nominierter Best Picture-Film. Mich hat es ja auch überrascht, aber auch gefreut. „Ex Machina“ ist schon sehr gut gemacht.

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