TV-Serie: „Landscapers“


Ich habe mir folgenden HBO-Mehrteiler angeschaut:

„Landscapers“  (in D. seit dem 10.02.22 auf Sky Atlantic zu sehen) 4 x approx. 50 min  true crime, drama, comedy 

dir. Will Sharpe  cast: Olivia Colman, David Thewlis, Kate O´Flynn, Dipo Ola, Daniel Rigby, Samuel Anderson, Felicity Montagu, David Hayman, Kathryn Hunter 

Susan (Olivia Colman) und Christopher (David Thewlis) sind seit vielen Jahren verheiratet. Die Bibliothekarin und der Buchhalter sind von England nach Frankreich geflohen. Dort leben die beiden in sehr einfachen Verhältnissen. Die beiden Filmfans lieben es, Western und alte Filme zu schauen. Susan lebt in ihrer Fantasiewelt und sammelt signierte Fotos und Erinnerungsstücke von verstorbenen Hollywoodstars. Er versucht derweil – trotz mangelnder Sprachkenntnisse – einen Job zu bekommen. Langsam wird das Geld immer knapper, Miete haben sie schon eine Weile nicht mehr bezahlt, also meldet sich Chris irgendwann bei seiner Stiefmutter Tabitha (Kathryn Hunter), bittet sie erneut um Geld und gesteht ihr, dass seine Schwiegereltern tot sind und er ihre Leichen vor fünfzehn Jahren in deren Garten vergraben hat. Damit kommt der Stein ins Rollen…

A- (Wertung von A bis F) „Landscapers“ wurde von einem wahren Kriminalfall inspiriert. Der Doppelmord an William und Patricia Wycherley wurde im Jahr 1998 begangen. Die Tochter und der Schwiegersohn der Wycherleys wurden – so erfahren wir noch bevor dieser Vierteiler überhaupt anfängt – im Jahr 2014 wegen Mordes zu mindestens 25 Jahre Haft verurteilt. Sie beteuern bis heute ihre Unschuld. Der Ehemann von Olivia Colman, Ed Sinclair, ist der Serienschöpfer dieses Vierteilers, es ist sein erstes größeres Projekt. Er hat das Drehbuch für alle vier Episoden geschrieben, für die letzten beiden Episoden wurde er dabei von dem japanisch-englischen Schauspieler, Autor und Filmemacher Will Sharpe (TV-Serie „Flowers“, „The Electrical Life of Louis Wain“) unterstützt. Will Sharpe hat bei allen vier Folgen Regie geführt. 

Ich bin großer True Crime-Fan, aber als ich den Trailer für diesen Mehrteiler das erste Mal sah, dachte ich: okay, verwirrend, weiß nicht – aber was soll’s Olivia Colman spielt die Hauptrolle, muss ich gucken. 

Darf man mit Mördern mitfühlen? Wenn es jemand schafft, dann Olivia Colmans und David Thewlis als Susan und Christopher Edwards. Was für ein bizarres, aber zugleich liebenswertes, verschrobenes Paar. Die haben sich wirklich gesucht und gefunden. Wie geschaffen füreinander und durch die brillante Performances der Schauspieler vergisst man komplett, dass sie so vielleicht gar nicht existieren. Olivia Colman lebt die gesamte Gefühlsspanne von Susan Edwards. Wäre das ein Film, der ins Kino gekommen wäre, würden wir über Oscar-Nominierungen reden. 

Erwähnen möchte ich unbedingt noch Kathryn Hunter. Ihre eigentlich unverkennbare Stimme habe ich tatsächlich erst in Episode 3 erkannt. Sie spielt hier Christophers Stiefmutter Tabitha. Erstmalig bin ich auf die Schauspielerin in Joel Coens Shakespeare-Verfilmung The Tragedy of Macbeth aufmerksam geworden

Susan ist psychisch labil, sie versucht, durch das Anschauen alter Western und anderer Klassiker ihre schreckliche und isolierte Kindheit und auch das Verbrechen zu verdrängen. Sie ist überfordert mit ihren Problemen und träumt sich in eine andere, bessere Welt. Die beiden sind sich gegenüber sehr einfühlsam und rücksichtsvoll. Sie schreibt ihm beispielsweise, im Namen des französischen Schauspielers Gérard Depardieu, Briefe, weil sie weiß, dass er sich über die Aufmerksamkeit seines Lieblingsschauspielers freut. Beide sind anderen Menschen gegenüber außerordentlich höflich, haben dabei immer eine stilvolle Ausdrucksweise. Die beiden sollen Mörder sein? Hintergrund könnte sein, dass sie von ihrem Vater jahrelang sexuell mißbraucht wurde, von ihrer Mutter ein Leben langen mißachtet und dann gab es scheinbar noch den finanziellen Betrug seitens der Eltern. Beide tischen den Polizisten eine Geschichte auf, aber langsam finden die Ermittler heraus, dass es sich so, wie die Edwards es schildern, nicht zugetragen haben kann.

Die Inszenierung ist zweifelsfrei eine Besondere, hebt sich definitiv von normalen True-Crime-Verfilmungen ab. Die theaterhafte Ausstattung der Wohnung in Frankreich, aber auch der anderen Räumlichkeiten in England haben mich zunächst leicht irritiert, aber es fügt sich wunderbar in Susans Fantasiewelt ein. Die teils surreale Mehrteiler ist eine Geschichte über ein Verbrechen, aber zugleich auch eine große Liebesgeschichte. 

Meine Lieblingsepisode: die 4. 

Meine Lieblingsszenen: ich liebe die surreale Sequenzen. Eine, wenn Chris erzählt, wie er Susan vom Bus abgeholt hat, sie in den Pub gegangen sind und die Woche darauf mit dem Bus nach Mansfield gefahren sind und dann im Haus gesessen haben (Episode 2) Die andere, wie sich die Tat wahrscheinlich abgespielt hat, beginnend auf dem Polizeirevier, als Susan verhört wird (Episode 3)

Die wichtigsten Charaktere im Einzelnen:

Susan Edwards ist Bibliothekarin, hat aber nach der Hochzeit mit ihrem Mann Christopher (gespielt von David Thewlis) den Beruf aufgegeben. Vermutlich wurde sie als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht. Sie ist psychisch labil und lebt in ihrer eigenen Traumwelt. Sie liebt alte Filme, gerade Western haben es ihr angetan. Außerdem sammelt sie signierte Fotos und Erinnerungstücke alter Hollywoodstars und gibt dafür ein Heidengeld aus. Geld, dass sie und ihr Mann nicht haben. Die beiden leben seit einiger Zeit in Frankreich. Susan und Christopher wurden wegen Mordes an ihren Eltern zu mindestens 25 Jahre Haft verurteilt. Sie beteuern jedoch ihre Unschuld. Gespielt wird Susan Edwards von einer der besten Schauspielerinnen der heutigen Zeit: Olivia Colman. Mir ist sie das erste Mal in einem meiner Lieblingsfilme des Jahres 2011 Tyrannosaur aufgefallen. Seither hat sie in unzähligen Spielfilmen (u.a. The Iron Lady, Hyde Park on Hudson, The Lobster) mitgespielt. Unvergessen natürlich auch in drei Staffeln der TV-Serie Broadchurch und in dem Mehrteiler The Night Manager. Sie hat auch in den TV-Serien  „Fleabag“ und „The Crown“ mitgespielt. Olivia Colman wurde 3 x für den Oscar (The Favourite, The Father und für die ausstehenden Oscars dieses Jahr: „The Lost Daughter“) nominiert. Für ihre Performance in „The Favourite“ hat sie den Oscar gewonnen. Sie wurde insgesamt für 5 Emmys (für die erste Staffel von „Broadchurch“, für „The Night Manager“, für die zweite Staffel von „Fleabag“ und für die dritte und vierte Staffel von „The Crown“) nominiert. Für ihre Performance in der vierten Staffel von „The Crown“ hat sie den Emmy gewonnen.

Christopher Edwards ist Buchhalter, aber seit er mit seiner Frau Susan (gespielt von Olivia Colman) in Frankreich lebt, arbeitslos. Die Vorstellungsgespräche scheitern immer wieder an seinen mangelnden Französisch-Kenntnissen. Er liebt seine Frau Susan, denkt, weil sie so labil ist, müsste er sie beschützen. Er lebt für sie in ihrer Fantasiewelt. Ihm ist entgangen, dass sie so wahnsinnig viel Geld für Erinnerungsstücke alter Hollywoodstars ausgibt, sie haben das Geld nicht. Als das Geld richtig knapp ist, entschließt er sich bei seiner Stiefmutter Tabitha (gespielt von der großartigen Kathryn Hunter) zu melden, um mal wieder nach Geld zu fragen. Dabei erzählt er ihr, was vor rund 15 Jahren mit Susans Eltern passiert ist. Tabitha meldet sich bei der Polizei. Christopher und Susan wurden schließlich wegen Mordes an ihren Eltern zu mindestens 25 Jahren Haft verurteilt. Sie beteuerten jedoch ihre Unschuld. Gespielt wird Christopher Edwards von dem englischen Schauspieler David Thewlis. Wenn ich an ihn denke, fällt mir zuerst seine Stimme ein, denn er hat den Hauptcharakter in dem wunderbaren Animationsfilm Anomalisa gesprochen. Ich habe keinen dieser Harry Potter-Filme gesehen, er hat aber scheinbar in allen Filmen mitgespielt. Ansonsten hat er noch in Mike Leighs „Naked“ gespielt und war beispielsweise in War Horse, The Fifth Estate, The Theory of Everything, Wonder Woman und einem meiner Lieblingsfilme I´m Thinking of Ending Things zu sehen. Er hat auch in einigen TV-Serien, beispielsweise der 3. Staffel von „Fargo“ mitgespielt, für diese Performance wurde er für den Emmy nominiert. 

DC Emma Lancing ist ermittelnde Polizistin im Fall Edwards. Ich erwähne sie hier, weil ich die forsche, immer etwas finster drein schauende Polizistin lustig fand (auch mochte ich Sandra, die Finanzexpertin bei der Polizei, die hat aber leider nur zwei witzige Szenen). Gespielt wird Emma Lancing von der englischen Schauspielerin Kate O´Flynn. Sie hatte bisher überwiegend Rollen in TV-Filmen und Serien („The Suspicions of Mr Whicher“, „Room at the Top“, „Father Brown“, „No Offence“) und am Theater. Sie hat aber auch in den Spielfilmen „Happy-Go-Lucky“ und „Mr. Turner“ und „Bridget Jones´ Baby“ mitgespielt. 

„Landscapers“ wurde erstmalig am 6.12.21 – 27.12.21 auf HBO ausgestrahlt. Seit dem 10.02.22 ist der Mehrteiler in Deutschland auf Sky zu sehen.

Trailer zu sehen:

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