Oscar-Nominierungen 2023 und meine Meinung

Heute, am 24.01.23 wurden, wie immer mitten in der Nacht, live um 5.30 Uhr (zweiter Teil um 5.42 Uhr) lokale Zeit in Los Angeles die Nominierungen für die 95th Academy Awards bekanntgegeben. Verkündet wurden die Nominierungen in diesem Jahr von den Schauspielern Allison Williams (Get Out) und Riz Ahmed (er hat zwei Oscar-Nominierungen, eine für seine Performance in Sound of Metal und eine für seinen Kurzfilm „The Long Goodbye“, für den er dann auch den Oscar gewonnen hat)

Überrascht haben mich am meisten: Andrea Riseborough („To Leslie“) mit ihrer Oscar-Nominierung. Erst kürzlich hat sie mit ihrer selbstfinanzierten Kampagne gestartet, mit etwas Unterstützung beispielsweise von Jennifer Aniston, Charlize Theron, Sarah Paulson und Edward Norton (die Screenings von „To Leslie“ abgehalten haben). Aber den Film kennt kaum einer und dann eine Oscar-Nominierung (ohne irgendwo anders vorher nominiert worden zu sein) aus dem Ärmel zu schütteln, ist schon ne Leistung. Dann hat mich etwas geschockt, dass „Triangle of Sadness“ es geschafft hat, eine Bester Film-Nominierung zu ergattern. Ich hatte ihn auf meinen letztmöglichen Platz (17) meiner gestrigen Prognose.

Gefreut habe ich mich am meisten über zwei meiner Top Ten-Filme (demnächst kommt meine Liste) Close, der eine Bester Internationaler Film-Nominierung erhalten hat und All the Beauty and the Bloodshed, der als Bester Dokumentarfilm nominiert wurde. Natürlich freue ich mich auch über jede Nominierung zwei weiterer Top Ten-Filme von mir: Tár und Guillermo del Toro´s Pinocchio. 

Die meisten Oscar-Nominierungen hat „Everything Everywhere All at Once (11) erhalten, „The Banshees of Inisherin“ und der deutsche Netflix-Film „All Quiet on the Western Front“/„Im Westen nichts Neues“ haben jeweils 9 Oscar-Nominierungen bekommen. Letzteres ist besonders bemerkenswert, weil Netflix keine Kampagne für diesen Film geführt hat. Netflix hat offensichtlich auf das falsche Pferd gesetzt, vielleicht hätten sie sonst noch eine Nominierung für Edward Berger als Bester Regisseur rausholen können. „Elvis“ hat 8 Oscar-Nominierungen, „The Fabelmans“ hat 7. 

Dieses Jahr wurde wieder Geschichte geschrieben. 

• „All Quiet on the Western Front“/„Im Westen nichts Neues“ – ist der erste deutsche Film, der in so vielen Kategorien nominiert wurde
• Die 9 Oscar-Nominierungen von „All Quiet on the Western Front“/“Im Westen nichts Neues“ konnten nur von zwei anderen nicht-englischsprachigen Filmen getoppt werden: von Alfonso Cuaróns „Roma“ im Jahr 2019 und davor von Ang Lees „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ im Jahr 2001 mit jeweils 10 Oscar-Nominierungen. Gewonnen hat „Roma“ drei und „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ vier Oscars. Bong Joon-hos Film „Parasite“ war im Jahr 2020 für 6 Oscars nominiert und hat 4 (darunter Bester Film und Beste Regie) gewonnen. 
• Zum ersten Mal überhaupt wurden auch zwei Fortsetzungen für den Besten Film in einem Jahr nominiert („Top Gun: Maverick“ und „Avatar: The Way of Water“) 
• 5 Schauspieler in einer Kategorie (Austin Butler, Colin Farrell, Brendan Fraser, Paul Mescal und Bill Nighy), die zum ersten Mal für den Oscar nominiert wurden ist auch etwas, was so gut wie nie vorkommt. 
• Von 20 zu nominierenden Schauspielern wurden 16 zum ersten Mal nominiert (einzig Cate Blanchett, Michelle Williams, Angela Bassett und Judd Hirsch haben bereits (mind.) eine Oscar-Nominierung davor erhalten. 
• Bisher wurde noch kein Schauspieler in einem Marvel-Film für den Oscar nominiert, Angela Bassett ist die erste

Von den Filmen, die für die Oscars 2023 in irgendeiner Kategorie im Verlauf des Jahres im Gespräch waren/ sind, habe ich bislang folgende gesehen (in der Reihenfolge, in der ich sie gesehen habe – ein Update erfolgt regelmäßig): The Outfit, Call Jane, Good Luck to You, Leo Grande, The Batman, The Unbearable Weight of Massive Talent, The Northman, Everything Everywhere All at Once, Crimes of the Future, Broker, Navalny, Marcel the Shell with Shoes On, Nope, Thirteen Lives, Emily the Criminal, See How They Run, Resurrection, Don´t Worry Darling, Men, Blonde, Close, Holy Spider, Armageddon Time, The Banshees of Inisherin, Triangle of Sadness, Tár, The Good Nurse, RRR, Causeway, Im Westen nichts Neues/All Quiet on the Western Front, Aftersun, She Said, The Inspection, The Fabelmans, Glass Onion: A Knives Out Mystery, The Menu, Bones and All, Empire of Light, All the Beauty and the Bloodshed, Guillermo del Toro´s Pinocchio, Babylon, The Whale, Women Talking, Living, Bros, Nanny, Till

Nun die Oscar-Nominierungen in den wichtigsten sechs Kategorien und meine Meinung:

Best Motion Picture of the Year:

1. Everything Everywhere All at Once (A24)
2. The Banshees of Inisherin (Searchlight Pictures)
3. Tár (Focus Features)
4. Elvis (Warner Bros)
5. The Fabelmans (Universal Pictures)
6. Top Gun: Maverick (Paramount Pictures)
7. Triangle of Sadness (NEON)
8. All Quiet on the Western Front/ Im Westen nichts Neues (Netflix)
9. Women Talking (MGM/United Artists Releasing 
10. Avatar: The Way of Water (20th Century Studios) 

Meine Meinung: Es wurden dieses Jahr wieder feste 10 Filme für den Oscar nominiert. Für mich waren dieses Jahr nur die ersten 5 sicher. Meine Begründung hier. Ich hatte mich für „Black Panther: Wakanda Forever“ und für „The Whale“ (Danke, dass er nicht nominiert wurde, Danke!) entschieden. Vielleicht hat A.M.P.A.S. genug von dem Marvel-Kram und auch reicht es, wenn es zwei Fortsetzungen (Top Gun und Avatar) in die Top Ten geschafft haben. Nominiert wurden dafür „Triangle of Sadness“ und „Women Talking“ – worüber ich mich sehr freue, viel besserer Film als „The Whale“. Ich hatte es weiter oben schon geschrieben, „Triangle of Sadness“ hatte ich in meiner Prognose auf Platz 17, also damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Ich habe also nur 8 Filme richtig getippt. Mein Kumpel hatte „Women Talking“ genommen und damit 9 richtig. Achso und ich habe „Top Gun: Maverick“ und „Avatar 2“ natürlich nicht gesehen. Auf „Elvis“ hatte bisher keine Lust. Die restlichen sieben Filme kenne ich.

Mein Wunsch: Tár 

Der derzeit wahrscheinlichste Gewinner: Everything Everywhere All at Once ist momentan der Favorit. Jetzt beginnen aber die Gegenkampagnen. Eine Bester Schnitt-Nominierung haben Everything, Elvis, Banshees, Tár und Top Gun2. Eine Drehbuch-Nominierung haben u.a. Everything, Banshees, Tár, Top Gun2. Dadurch ist Elvis raus. Regie-Nominerung haben u.a. Everything, Banshees, Tár. Also müsste es sich zwischen den drei Filmen entscheiden, insbesondere mit den Schauspiel-Nominierungen.

Der Unsicherheitsfaktor: The Banshees of Inisherin, Tár

Achievement in Directing:

1. Steven Spielberg (The Fabelmans)
2. Martin McDonagh (The Banshees of Inisherin)
3. Daniel Kwan, Daniel Scheinert (Everything Everywhere All at Once)
4. Todd Field (Tár)
5. Ruben Östlund (Triangle of Sadness)

Meine Meinung: Die ersten 4 waren eigentlich relativ sicher, dann, weil es einfach so ist, wird meist ein Regisseur eines nicht-englischsprachigen Films nominiert. Dieses Jahr nicht, Ruben Östlund ist zwar Schwede, aber hat mit „Triangle of Sadness“ sein englischsprachiges Debüt gegeben. Ich hatte auf Edward Berger (für All Quiet on the Western Front/Im Westen nichts Neues) getippt. So richtig verstehe ich es auch nicht, für mich ist der Berger-Film der Bessere. Aber hier haben Regisseure für die aus ihrer Sicht Besten Regisseure entschieden, vielleicht sehen die etwas, was wir nicht sehen. Ich kenne alle fünf Filme. Ich habe 4 richtig getippt, mein Kumpel und ich hatten hier gleich getippt. 

Mein Wunsch: Todd Field

Der derzeit wahrscheinlichste Gewinner: Steven Spielberg war lange der Favorit in der Kategorie 

Der Unsicherheitsfaktor: Die Daniels oder Martin McDonagh oder doch Todd Field? Bei den Awards wählen alle Academy Mitglieder

Performance by an actress in a leading role:

1. Cate Blanchett (Tár)
2. Michelle Yeoh (Everything Everywhere All at Once)
3. Michelle Williams (The Fabelmans)
4. Andrea Riseborough (To Leslie) 
5. Ana de Armas (Blonde) 

Meine Meinung: Jedes Jahr gibts einen Knaller, der kam dieses Jahr in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin. Ich hatte relativ sicher mit Viola Davis (The Woman King) und Danielle Deadwyler (Till) gerechnet. Erst vor ein paar Tagen  habe ich„Till“ gesehen, Danielle Deadwyler hätte es unbedingt verdient, für den Oscar nominiert zu werden. Ana de Armas („Blonde“ wurde gestern für die meisten Razzies, den Anti-Oscar, nominiert) war bei mir eher auf der Kippe, hatte sie in meiner gestrigen Prognose trotzdem mit reingenommen. Jetzt wurde Michelle Williams (The Fabelmans) nominert – gut damit konnte man rechnen, aber dann Andrea Riseborough (To Leslie). Sie kam nun nicht gänzlich aus dem Nichts (in meiner gestrigen Prognose war sie bei mir auf Platz 11), aber irgendwie schon. Unglaublich mit ihrer Last-Minute-Kampagne für eine Performance in einem Film, den kaum einer gesehen hat, ne Oscar-Nominierung rauszuholen. Ann Dowd ist es seinerzeit für Compliance nicht gelungen. Cate Blanchett hat ihre 8. Oscar-Nominierung erhalten, Michelle Williams ihre 5. Alle anderen sind zum ersten Mal nominiert. Also gut Riseboroughs Performance kenne ich nicht, alle anderen natürlich schon. Ich habe nur 3 richtig getippt. Mein Kumpel hatte auf Michelle Williams (The Fabelmans) gesetzt, er hat 4 richtig geraten. 

Mein Wunsch: Cate Blanchett (Tár)

Der derzeit wahrscheinlichste Gewinner: Cate Blanchett oder Michelle Yeoh

Der Unsicherheitsfaktor: keiner 

Performance by an actor in a leading role:

1. Colin Farrell (The Banshees of Inisherin)
2. Austin Butler (Elvis)
3. Brendan Fraser (The Whale)
4. Bill Nighy (Living)
5. Paul Mescal (Aftersun)

Meine Meinung: Bei den ersten 4 war ich mir sehr sicher.  Jeremy Pope (The Inspection) war mein Wunschkandidat, auch eine wesentlich bessere Performance als Paul Mescal (Aftersun), der war mein 6. in meiner Prognose gestern. Ich kenne nur die Performance von Austin Butler nicht, alle anderen Filme habe ich gesehen. Beachtenswert, alle Fünf wurden zum ersten Mal für den Oscar nominiert. Mein Kumpel hat auf Paul Mescal (Aftersun) getippt. Ich habe 4 richtig geraten, er hat tatsächlich alle 5 richtig

Mein Wunsch: Colin Farrell 

Der derzeit wahrscheinlichste Gewinner: Brendan Fraser, Austin Butler, Colin Farrell – bin mir derzeit unsicher, in welcher Reihenfolge. Wird die Zeit zeigen, hoffentlich.

Der Unsicherheitsfaktor: keiner 

Performance by an actress in a supporting role:

1. Angela Bassett (Black Panther: Wakanda Forever)
2. Kerry Condon (The Banshees of Inisherin)
3. Hong Chau (The Whale)
4. Jamie Lee Curtis (Everything Everywhere All at Once)
5. Stephanie Hsu (Everything Everywhere All at Once) 

Meine Meinung: Hier stand im Raum, ob Michelle Williams vielleicht in der Kategorie Beste Nebenrolle nominiert wird. Sie wurde aber als Beste Hauptdarstellerin nominiert. Angela Bassett hat ihre 2. Oscar-Nominierung erhalten, alle anderen wurden zum 1. Mal nominiert. Ja hier habe ich natürlich „Black Panther: Wakanda Forever“ nicht gesehen, sonst kenne ich alle Performances und habe auch alle richtig geraten. Mein Kumpel und ich haben auf dieselben Schauspieler getippt, demzufolge haben wir alle 5 richtig geraten. 

Mein Wunsch: Kerry Condon 

Der derzeit wahrscheinlichste Gewinner: Angela Bassett 

Der Unsicherheitsfaktor: keiner 

Performance by an actor in a supporting role:

1. Ke Huy Quan (Everything Everywhere All at Once)
2. Brendan Gleeson (The Banshees of Inisherin)
3. Barry Keoghan (The Banshees of Inisherin)
4. Judd Hirsch (The Fabelmans)
5. Brian Tyree Henry (Causeway) 

Meine Meinung: Die ersten 3 waren sicher, dann aber Brian Tyree Henry, den hatte ich auf Platz 6, dachte eher die nominieren Kampagnen-Profi Eddie Redmayne, auch weil er für den SAG und den BAFTA nominiert ist. Dann hatte ich noch auf Paul Dano (The Fabelmans) gesetzt, A.M.P.A.S. haben sich aber für seinen Co-Star Judd Hirsch entschieden. Der hatte natürlich einen tollen Auftritt, der war aber recht kurz. Judd Hirsch hat seine 2. Oscar-Nominierung erhalten, alle anderen wurden zum 1. Mal nominiert. Ich kenne alle Performances. Habe nur 3 richtig geraten. Mein Kumpel und ich hatten auf dieselben Schauspieler getippt. Wir haben beide 3 richtig geraten. 

Mein Wunsch: Ke Huy Quan oder Brendan Gleeson 

Der derzeit wahrscheinlichste Gewinner: Ke Huy Quan

Der Unsicherheitsfaktor: keiner 

Richtig geraten habe ich 27 von 35, mein Kumpel 30 von 35, unsere Wette habe ich verloren.

Die Oscars sind am 12.03.23, Gastgeber zum dritten Mal ist Jimmy Kimmel – Hier die komplette Liste aller Nominierten:  

https://www.oscars.org/oscars/ceremonies/2023

Am 22.01.23, zwei Tage vor den Oscar-Nominierungen, wurden die Nominierungen für die Goldene Himbeere 2023 bekannt gegeben. 

Folgende Filme und Schauspieler dürfen sich Chancen auf den Anti-Oscar, den Razzie ausrechnen:

Worst Picture:

Blonde

Disney´s Pinocchio

Good Mourning

The King´s Daughter

Morbius

Worst Director:

Judd Apatow (The Bubble)

Colson Baker (a.k.a. Machine Gun Kelly) & Mod Sun (Good Mourning)

Andrew Dominik (Blonde)

Daniel Espinosa (Morbius) 

Robert Zemeckis (Disney´s Pinocchio) 

Worst Actress:

Ryan Kiera Armstrong (Firestarter) 

Bryce Dallas Howard (Jurassic Park: Dominion)

Diane Keaton (Mack & Rita)

Kaya Scodelario (The King´s Daughter)

Alicia Silverstone (The Requin)

Worst Actor:

Colson Baker (a.k.a. Machine Gun Kelly) (Good Mourning) 

Pete Davidson (Voice only) (Marmaduke)

Tom Hanks (Disney´s Pinocchio)

Jared Leto (Morbius)

Sylvester Stallone (Samaritan)

Worst Supporting Actress:

Adria Arjona (Morbius)

Lorraine Bracco (Voice only) (Disney´s Pinocchio)

Penelope Cruz (The 355)

Bingbing Fan (The 355 und The King´s Daughter)

Mira Sorvino (Lamborghini: The Man Behind the Legend) 

Worst Supporting Actor:

Pete Davidson (Cameo Role) (Good Mourning)

Tom Hanks (Elvis) 

Xavier Samuel (Blonde)

Mod Sun (Good Mourning) 

Evan Williams (Blonde)

„Blonde“ ist der am meisten nominierte Film (ingesamt 8 Nominierungen). Ich fand „Blonde“ auch nicht gut. Mich hatte es geärgert, dass Ana de Armas als Marilyn Monroe ständig nackt sein musste und auch die JFK-Story fand ich sehr gewagt. Der Regisseur von „Blonde“, Andrew Dominik, hat auch ne Extra-Nominierung in der Kategorie Worst Screen Couple bekommen („Andrew Dominik and his issues with women“) – das bringt es auf den Punkt. Das Beste an dem Film war tatsächlich Ana de Armas Performance, die wurde nicht für den Razzie nominiert, dafür heute für den Oscar. Ansonsten kann ich eigentlich nichts zu den Razzie-Nominierungen sagen, ich kenne keinen der anderen Filme. Wird schon seine Richtigkeit haben.