San Francisco – Film: "Flight"


Ich war am 02.11.12 in San Francisco und habe mir im Kino angeschaut:

„Flight“ (dt. Kinostart: 24.01.13) 138 min drama
dir. Robert Zemeckis cast: Denzel Washington, Don Cheadle, Kelly Reilly, John Goodman, Bruce Greenwood, Melissa Leo

Whip Whitaker (Denzel Washington) ist Kapitän einer Fluggesellschaft. Auf einem Flug von Orlando nacht Atlanta gerät den Piloten das Flugzeug außer Kontrolle. Nach einer eigentlichen aussichtslosen Situation schafft es Whip Whitaker, den Flieger notzulanden. Wie durch ein Wunder werden beinahe alle Passagiere und Crew-Mitglieder gerettet. Whip wird als Held gefeiert. Dann ziehen aber dunkle Wolken am Himmel auf, als sich herausstellt, dass bei ihm Alkohol und Kokain im Blut gefunden wurde…

C- (Wertung von A bis F) „Flight“ ist von Anfang bis Ende ein Hollywood-Film, für mich im schlechtesten Sinne.

Die Szenen im Flugzeug und auch der Flugzeugabsturz sind so unrealistisch wie sie nur Hollywood erfinden kann. (Dazu beziehe ich, nach den vorgeschalteten Trailern, zu drei Punkten etwas genauer Stellung*) Gut, sicherlich sehe ich die Flugsituationen in Filmen immer kritischer als der normale Kinozuschauer. Etwas künstlerische Freiheit stehe ich den Filmemachern auch zu. Aber die gezeigte Situation ist schlichtweg falsch und da habe ich nicht mal darüber angefangen, dass bei diesem gezeigten Wetterbedingungen weder die Lotsen noch die Piloten aus Sicherheitsgründen den Flieger hätten starten lassen. Über die eigentliche Notlandung hülle ich mich lieber ganz in Schweigen. Das Ganze nimmt auch nur ungefähr die ersten zwanzig bis dreißig Minuten des Films ein, die meisten Zuschauer finden diese Sequenz wahrscheinlich wirkungsvoll und atemberaubend.

Nun gut, hauptsächlich geht es in diesem Drama aber um einen Menschen, der alkoholkrank ist und seine Finger auch von anderen Drogen nicht lassen kann. Einen Tag zuvor habe ich noch das solide Portrait einer Alkoholikerin mit „Smashed“ gesehen. Alles was Mary Elizabeth Winstead da glaubhaft vermittelt, gelingt Denzel Washington meines Erachtens überhaupt nicht. Ich glaube, Denzel Washington steht sein Bekanntheitsgrad und seine zu große Präsenz im Weg. Vergleichbar vielleicht mit Tom Hanks heutzutage. Der kann auch nicht mehr hinter einer Filmfigur förmlich „verschwinden“ oder diese sein. Egal wie dick die Schminke aufgetragen ist (siehe Cloud Atlas) man sieht jederzeit Tom Hanks. So verhält es sich auch mit Denzel Washington. Das Talent spielt dann sicherlich auch rein, so habe ich in den Szenen mit Denzel Washington und Don Cheadle gesehen, dass Don Cheadle der eindeutig bessere Schauspieler ist. Der ist auch viel wandelbarer und ich hätte mir gewünscht, dass er die Hauptrolle gespielt hätte.

Denzel Washingtons Performance ist okay, aber fern davon nominierungswürdig zu sein. Derzeit ist er bei vielen Oscar-Analysten in der Top 5 der Favoritenliste. Von den von mir bereits gesehenen Performances dieses Jahr hätten es eher Frank Langella für Robot & Frank, Tommy Lee Jones für Hope Springs, Jean-Louis Trintignant für Amour oder meinetwegen auch Jack Black für Bernie verdient.

Einen wirklich guten Eindruck haben bei mir, wie gesagt, Don Cheadle, aber auch John Goodman hinterlassen. Bei beiden Schauspielern würde ich eine Nominerung befürworten. John Goodman ist in „Flight“ nur zweimal kurz zu sehen, wahrscheinlich ist seine Rolle (wie schon in Argo) zu klein, um ihn für die Beste Nebenrolle zu nominieren. Diese beiden Szenen sind aber die besten im Film.

Seitdem es wieder zehn bzw. bis zu zehn Filme gibt, die von der Academy für den Oscars als Bester Film nominiert werden, kommt es in einer Regelmässigkeit zu einer Nominierung von Filmen, die den Geschmack der Allgemeinheit treffen. Bei diesen Filmen, kann man sich im Prinzip berieseln lassen. Zum Nachdenken sollen solche Filme nicht anregen. Die Gefühle, die man für die Charaktere oder die Handlung empfinden soll, bekommt man praktisch auf dem Silbertablett präsentiert. Man weiß eigentlich immer genau, was in der nächsten Szene passiert. Gerne kommt auch das Thema Glaube und Religion irgendwo – mal mehr, mal weniger dominant – vor und der Soundtrack, wie in „Flight“ erfreut wahrscheinlich die meisten Zuschauer. Im Filmjahr 2011 war es The Help, im Filmjahr 2009 war es The Blind Side und für das Filmjahr 2012 wird es, wenn es richtig schief läuft, „Flight“ sein.

„Flight“ wurde erstmalig auf dem New York Film Festival 2012 gezeigt.

Trailer zu sehen:

vorgeschaltete Trailer:

Trailer v. Film: „The Guilt Trip“
Bewertung des Trailers: B
Kommentar: Komödie mit Barbra Streisand und Seth Rogen als Mutter und Sohn. Das passt.
Wie oft schon im Kino gesehen: 1 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%

Trailer v. Film: „Jack Reacher“
Bewertung des Trailers: B- (neuer Trailer)
Kommentar: Action mit Tom Cruise. Im neuen Trailer habe ich gesehen, dass Werner Herzog mitspielt. Das ist für mich eigentlich schon ein Grund, den Film zu sehen.
Wie oft schon im Kino gesehen: 1 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 30%

Trailer v. Film: „Promised Land“
Bewertung des Trailers: B-
Kommentar: Gus Van Sants neuer Film mit Matt Damon, Frances McDormand, John Krasinski
Wie oft schon im Kino gesehen: 1x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%

Trailer v. Film: „Silver Linings Playbook“
Bewertung des Trailers: B+
Kommentar: David O. Russells neue Tragikomödie mit Bradley Cooper, Jennifer Lawrence, Jacki Weaver und Robert De Niro. Der Film gilt immer noch als einer der Oscar-Favoriten, mal gucken wieviele Schauspieler es schaffen.
Wie oft schon im Kino gesehen: 3 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%

Trailer v. Film: „Life of Pi“
Bewertung des Trailers: B
Kommentar: Ang Lees Romanverfilmung, Film gilt als Oscar-Favorit.
Wie oft schon im Kino gesehen: 4 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%

Trailer v. Film: „Lincoln“
Bewertung des Trailers: C (neuer Trailer)
Kommentar: Steven Spielbergs neuer Film über Abraham Lincoln. Film gilt als Oscar-Favorit, Daniel Day-Lewis auch. Der neue Trailer ist nicht gut, erinnert mich visuell und musikalisch zu sehr an Spielbergs letzten Film „War Horse“
Wie oft schon im Kino gesehen: 1x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%

*(Wie sicherlich auch jeder Nicht-Vielflieger weiß, hat sich die Fliegerei seit dem 11.September 2001 drastisch verändert. 1.) Die Cockpittür ist stets verschlossen, förmlich verbarrikadiert. Der Pilot würde demnach nie, insbesondere bei den noch strengeren amerikanischen Sicherheitsvorkehrungen seitens der FAA, seine Ansage in der Bordküche mit Blick in die Kabine vornehmen. 2.) Bei einem plötzlichen Druckabfall, wie es hier definitiv der Fall war, fallen automatisch Sauerstoffmasken aus der Kabinendecke. Das erfährt man als Passagier schon in der Sicherheitsvorführung vor dem Start. Hier fallen weder Sauerstoffmasken, noch greift die Crew in der Kabine und im Cockpit zu ihren Masken, um den notwendigen Sauerstoff zu beziehen. Das hätte zur Folge, dass innerhalb von nur wenigen Sekunden alle Passagiere und Crew-Mitglieder im Bewusstsein eingeschränkt oder gar bewusstlos und damit reaktionsunfähig sind. 3.) Eine Flugbegleiterin wird, so hart sich das vielleicht anhört, sich im Sinkflug nicht um ein Kind in der Kabine kümmern (davon abgesehen, dass sie ohne Sauerstoff sowieso nicht dazu fähig wäre), sondern angeschnallt auf einer Flugbegleiterposition oder wenigstens auf einem Passagiersitz wiederfinden. Schon alleine um sich selbst zu schützen, aber auch um dann ihre eigentliche Aufgabe am Boden, die Passagiere so schnell wie möglich zu evakuieren, wahrzunehmen. Das wird regelmässig trainiert und Flugbegleiter müssen auch einmal im Jahr praktische und schriftliche Prüfungen für jedes Flugzeugmuster, das sie fliegen, ablegen.)

2 Gedanken zu “San Francisco – Film: "Flight"

  1. Danke für deine Anmerkungen! Kann deine Kritikpunkte als Vielflieger-Laie gut nachvollziehen xD.

    Jetzt weiß du, wie ich mich damals bei „The Hurt Locker“ gefühlt hab, der auf Leute mit militärischer Grundausbildung in vielen Szenen wie eine Parodie wirkt. Für Berufssoldaten (gar nicht mal amerikanische) war der Film natürlich noch viel schlimmer, wenn man damals in entsprechende Foren geschaut hat.
    (Bigelow hab ich den Oscar trotzdem sehr gegönnt. Die Mängel lagen an den budgetbedingt fehlenden Militärberatern, nicht an ihrer Regie)

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