NYC – Film: „The Ballad of Buster Scruggs“


Ich war am 01.10.18 in New York und habe mir folgenden Film im Kino angeschaut:

 

„The Ballad of Buster Scruggs“ (in D. ab dem 16.11.18 auf Netflix zu sehen)   132 min  western, comedy, drama 

dir. Joel Coen, Ethan Coen  cast: Tim Blake Nelson, James Franco, Brendan Gleeson, Zoe Kazan, Liam Neeson, Tom Waits, Tyne Daly, Stephen Root, Grainger Hines, Bill Heck

 

Ein singender Cowboy (Tim Blake Nelson), ein Bankräuber (James Franco), ein Schausteller (Liam Neeson), ein Goldsucher (Tom Waits), eine Siedlerin (Zoe Kazan) und eine Lady (Tyne Daly), die mit vier Männern in einer Kutsche sitzt…am Ende ihrer Geschichten gibt es wohl immer einen Toten…

 

B+ (Wertung von A bis F) „The Ballad of Buster Scruggs“ ist der neue Film der Coen Bros. („Fargo“, No Country For Old Men, A Serious Man, Inside Llewyn Davis). Es ist ein Episodenfilm, der in sechs Kapitel aufgeteilt ist.

Die erste („The Ballad of Buster Scruggs“) und die zweite Episode („Near Algodones“) sind witzig, aber auch recht blutig und wenn man es sich gerade im Lachmodus gemütlich gemacht hat, kommt die dritte („Meal Ticket“) und stimmt einen nachdenklich, gar traurig, die vierte (All Gold Canyon) ist eine wunderbare Fabel über den Menschen und die Natur (übrigens mit Tom Waits, den ich überhaupt nicht erkannte), die fünfte („The Gal Who Got Rattled“) erzählt eine tragische Siedler-Story und bei der sechsten und letzten Episode („The Mortal Remains“) fühlte ich mich, als ich diese dialogreiche Kutschfahrt begleitete, zunächst  an Quentin Tarantinos The Hateful Eight erinnert. Jeder wird sein Lieblingssegment in diesem Film haben. Ich mochte am meisten das 1., 2., und das 6. Kapitel. 

Es hat aber nicht lange gedauert, dass ich diesen Western-Episodenfilm in mein Herz geschlossen habe. Ich weiß noch genau, dass ich bereits bei der ersten Episode und der zweiten Saloon-Szene gedacht habe, wenn das so weitergeht, ist das einer meiner Lieblingsfilme der Coens. Am Ende waren es aber sechs separate und völlig unterschiedlichen Geschichten, aber alle haben einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Jede einzelne ist von Originalität und perfektem Timing geprägt, gestalterisch sehr präzise und schwarzhumorig, wie man das von einem Werk der Coen Brüder erwartet. Absolut hinreißend, wie sie jede neue Geschichte einleiten.

Die Filme der regieführenden Brüder sind für das Kino geschaffen, dies ist ihre erste Netflix-Produktion. „The Ballad of Buster Scruggs“ war ursprünglich als Sechsteiler für das Fernsehen (bzw. Netflix) geplant. Dann wurde daraus ein Netflix-Spielfilm. Für die meisten Coen-Bros.-Fans bedeutet das, dass sie diesen Film dann leider auch nur auf diesem Streamingportal sehen können. Um sich für die Oscars zu qualifizieren, wird dieser Film wohl nur in ausgewählten amerikanischen Kinos zu sehen sein. Ich hatte es bereits bei meiner ersten Prognose zu den Oscar-Nominierungen 2019 erwähnt, Netflix hat die besten Oscar-Strategen der Branche angeheuert und jetzt ist jeder, der sich mit den Oscars beschäftigt, gespannt, wie weit sie im nächsten Jahr (vor allen Dingen mit „Roma“) kommen. Für mich war es bei „The Ballad of Buster Scruggs“ das erste Mal, dass ich das neue Netflix-Logo (ein simples „N“) gesehen habe. 

„The Ballad of Buster Scruggs“ ist für einige Oscar-Nominierungen im Gespräch, u.a. Bester Film, Beste Regie, Bester Nebendarsteller (Tim Blake Nelson), Bestes Originaldrehbuch Update: „The Ballad of Buster Scruggs“ hat 3 Oscar-Nominierungen (Bestes adaptiertes Drehbuch, Bestes Kostümdesign und Bester Song für „When a Cowboy Trades his Spurs for Wings“) erhalten. 

„The Ballad of Buster Scruggs“ wurde erstmalig auf dem Venice International Film Festival 2018 gezeigt. Auf diesem Filmfestival haben die Coen-Brüder den Preis für das beste Drehbuch gewonnen. Der Film wird am 16.11.18 in einigen amerikanischen Kinos anlaufen und zeitgleich auf Netflix zu sehen sein. In Deutschland wird dieser Film wohl auch ab dem 16.11.18 über Netflix abrufbar sein. Ich habe den Film in einem Screening der Screen Actors Guild gesehen. Im Anschluss an den Film haben sich die Schauspieler Tim Blake Nelson, Grainger Hines und Bill Heck, sowie die legendäre Casting Direktorin Ellen Chenoweth einem Interview gestellt und die Fragen des Publikums beantwortet. Das Publikum, das vorwiegend aus Schauspielern bestand, wollten vorwiegend von allen Beteiligten wissen, wie es ist, mit den Coen Bros. zu arbeiten.

Trailer zu sehen:

 

 

amerikanische Filmplakate v. „The Ballad of Buster Scruggs“

 

Q & A nach dem SAG-Screening v. „The Ballad of Buster Scruggs“ (v. r. Casting Direktorin Ellen Chenoweth, und die Schauspieler Grainger Hines, Billy Lockwood und Tim Blake Nelson und der Interviewer)

 

10 Gedanken zu “NYC – Film: „The Ballad of Buster Scruggs“

    • Ich kann mich an keinen Episodenfilm (mit einzelnen separaten Geschichten) der Coens erinnern.

      Mein Lieblingsfilm dürfte „No Country for Old Men“ sein, einer wenn nicht sogar DER Film dieses Jahrzehnts. „Raising Arizona“, “The Big Lebowski“, „The Man Who Wasn´t There“ und „A Serious Man“ mag ich aber auch richtig gerne. Ich glaube, ich muss mir mal Zeit nehmen, jeden einzelnen Coen-Film (noch mal) anzugucken, mit Ausnahme von „Ladykillers“ weil der wirklich ganz schlimm ist und nun wirklich auch aus heutiger Sicht nicht besser werden kann). Kennst Du ein paar Filme der Coen Brüder?

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      • Ja die Coens haben bisher keinen Episodenfilm gedreht, aber in jedem den ich gesehen habe, sehe ich etwas episodenhaftes😅
        Fargo fand ich ganz gut, Ein unmöglicher Härtefall hat mir gefallen und Hail Caesar ist zwar absurd, aber den mag ich auch. Ich hab bisher die komödienhaften Filme gesehen und eher nicht die Dramen…

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  1. Tim Blake Nelson mag ich gerne. Er hat sowas muckeliges :))
    Hört sich wieder gut an. Schade, dass er hier nur auf Netflix kommt. Ich wüsste gar nicht welche meine Coen-Lieblinge wären. Wenn ich sie sehe mag ich jeden auf seine Art, außer Ladykillers 😉
    Ich kann mich sogar noch an meinen Kinobesuch von „Raising Arizona“ erinnern (war in der Kurbel, hatte ich damals um die Ecke gewohnt) und dachte: was eine schräge Geschichte. Wahrscheinlich bin ich heute die einzige Fanin, die Nic Cage noch hat (ach ja, außer meiner Mutter :)) )
    Aufregend, dass Du zu den SAG-Screening mitgehen kannst. Schon mal einen Favoriten getroffen und ins Gespräch gekommen oder geht danach jeder seiner Wege?

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    • Was ist denn „muckelig“? :)) Ich konnte mich an Tim Blake Nelson gar nicht erinnern. Der hat ja in „O Brother“ mitgespielt, ich kann mich aber gar nicht mehr wirklich an den Film erinnern, ich glaube, ihn auch zu verwechseln. In „Buster Scruggs“ war er jedenfalls zum Schreien.

      Bei „Raising Arizona“ war Nicolas Cage ja auch noch richtig gut, kaum bekannt und so. Das glaube ich auch, dass er mit Dir und Muddi die einzigen Fans noch hat :)) Hatte mir übrigens „Mandy“ runtergeladen, aber immer noch nicht geschafft.

      Och, die Kurbel-Zeiten, was für ein schönes Kino das war, das mochte ich richtig gerne. Wenn man bedenkt, wie viele Kinos in West-Berlin gestorben sind. :((

      Die Stars gehen sicherlich überwiegend zu den Academy-Screenings, bei den SAG-Screenings bei denen ich war (bisher nur bei einem TV-Event im April und jetzt bei zwei Filmen) waren im Publikum nur „normale“ Schauspieler, die halt gewerkschaftlich organisiert sind. Für mich als großer Oscar-Fan war das aber eine wunderbare Gelegenheit, direkte Feld-Beobachtungen zu machen, da bei beiden Screenings auch die Mitglieder des Wahl-Komittees für die SAG-Awards waren. Ich habe mit Zwei vorher geredet, die aus einem anderen Bundesstaat angereist waren und die bevorzugt behandelt, gar gepampert werden wollten. Befindlichkeiten der „wichtigen“ Leute, halt. 🙂

      Nach diesem Screening wollte meine Begleitung und ich noch etwas Essen gehen, wir waren da bereits zwei Blocks vom Kino entfernt und haben uns über diesen Film unterhalten, als sich ein Pärchen in unsere Unterhaltung eingemischt hat. Wir standen dann eine Weile auf der Straße und haben uns über den Film unterhalten, die haben uns auch darauf hingewiesen, dass der Goldsucher Tom Waits war. Dafür liebe ich ja die Amis, immer kommunikativ und an anderer Meinung interessiert.

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  2. Habe ich heute endlich gesehen. Ganz wunderbar das. Ich mochte 1,2, und 5 am liebsten, wobei eigentlich alle gut waren. Tom Waits erkennt man doch sofort an seiner Stimme, da hilft ihm kein grauer Bart :))
    Ich war überrascht, dass so viel gesungen wurde, aber die Texte der Songs waren großartig.

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    • Ich habe kürzlich erst wieder den Ersten gesehen und fand ich immer noch toll. Das schöne an diesem Projekt ist, dass die Filme für sich stehen und man zwischendurch einfach mal einen dieser kurzen tollen Filme gucken kann.

      Na wenn man weiß, dass er mitspielt, kann man Tom Waitts natürlich leicht erkennen. :))

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