Berlin – Film: „Hereditary“


Ich war am 14.06.18 in Berlin und habe mir folgenden Film im Kino angeschaut:

 

„Hereditary“ (dt. Filmtitel: „Hereditary – Das Vermächtnis“ (dt. Kinostart war der 14.06.18) 127 min   drama, horror

dir. Ari Aster  cast: Toni Collette, Alex Wolff, Milly Shapiro, Ann Dowd, Gabriel Byrne

 

Die Familie Graham mit Mutter Annie (Toni Collette), Vater Steve (Gabriel Byrne) und den beiden Kindern Peter (Alex Wolff) und Charlie (Milly Shapiro) lebt in einem Haus am Waldrand. Annie ist Künstlerin, sie arbeitet Zuhause und baut Puppenhäuser. Kürzlich ist Annies Mutter verstorben, einzig Enkelin Charlie scheint um ihre Oma zu trauern. Annie versucht ihre Gefühle zu sortieren und landet irgendwann in einer Selbsthilfegruppe. Dort trifft sie auf Joan (Ann Dowd)…

 

B (Wertung von A bis F) „Hereditary“ ist das Langfilmdebüt des 31-jährigen amerikanischen Drehbuchautors und Filmemachers Ari Aster. 

Ich mag Ari Asters Inszenierung mehr als den Film im Ganzen. Heutzutage, in Zeiten, in denen vorwiegend Superhelden-Filme, Action-Spektakel, Remakes, Reboots, Sequels, etc. Geld an der Kinokasse einspielen, ist es nicht mehr selbstverständlich einen Autorenfilm wie „Hereditary“ überhaupt im Kino zu sehen. Genau dort sollte dieser Film aber auch konsumiert werden und auch nicht anders als er gedreht wurde, in der Originalfassung. Ersteres überwiegend, um die gesamte künstlerische Gestaltung ohne Ablenkung auf der großen Leinwand zu erfassen, letzteres ist erforderlich, um die Performances in allen Nuancen aufnehmen zu können. 

Seit der Film im Januar auf dem Sundance Film Festival lief, höre und lese ich, wie supergruselig dieser Film sein soll. „Hereditary“ ist kein konventioneller Horrorfilm, ich sehe den Film sogar eher als Psycho- und Familiendrama und hätte dem Film wahrscheinlich die Bestbewertung gegeben, wenn man die Geschichte am Ende auch irgendwie so hätte deuten können. Kann man aber nicht und das Ende fand ich leider sehr unbefriedigend. Auch wenn der Film ein paar Gänsehaut-Momente bietet, am gruseligsten fand ich – ehrlich gesagt – die 13-jährige Tochter, Charlie. Sie ist aber auch mit einem Gesicht gesegnet, dass ich mir abseits von Horrorfilmen kaum vorstellen kann und will. Um so überraschter war ich, als ich las, dass die Kinderschauspielerin (und -sängerin) Milly Shapiro am Broadway die Titelrolle in dem Musical „Matilda“ spielte und dafür sogar mit einem speziellen Tony-Award ausgezeichnet wurde. 

Es gibt einige Gründe, warum „Hereditary“ unbedingt sehenswert ist. Wie der Filmemacher hier die Location, die Miniaturen, Dunkelheit, Farben, Geräusche, die Filmmusik und die Hintergründe einer Szene in die Geschichte einbindet, ist besonders. Bestimmte Bilder aus dem Film werde ich wahrscheinlich nie vergessen und sollte irgendjemand ein spezielles Geräusch von sich geben, werde ich wahrscheinlich auch erst mal zusammenzucken. Das ist schon weit mehr als man von den meisten Filmen mitnimmt.  Die für mich größte Überraschung des Films wird bereits zum Ende des ersten Aktes präsentiert, wie Ari Aster dann weiter mit dieser Situation umgeht, hat mich verblüfft. Der Filmemacher hat zweifelsfrei smarte Ideen, er weiß, eine angespannte und beklemmende Atmosphäre und Stimmung zu schaffen, all das lässt mich seinen nächsten Film sehnlichst erwarten. 

„Hereditary“ passt wunderbar in das Repertoire des amerikanischen Filmverleihers A24 und ist ähnlich „anders“ und mitunter verstörend, wie Under the Skin, The Witch, The Lobster, The Killing of a Sacred Deer.

Dieser A24-Film hat in den U.S.A. ein CinemaScore D+ bekommen. Zur Erinnerung, das ist eine Bewertung, die von dem amerikanischen Otto-Normal-Kinobesucher am Eröffnungstag direkt nach dem Verlassen des Kinosaals vergeben wird. Die meisten Filme bekommen ein A- bis B-, wenn ein Film derart aus der Reihe schlägt, siehe hierzu auch mein Beitrag zu mother! bedeutet das für den Filmliebhaber: unbedingt gucken!

„Hereditary“ ist für einige Oscar-Nominierungen im Gespräch, u.a. Bester Film, Beste Regie, Beste Hauptdarstellerin (Toni Collette), Bester Nebendarsteller (Alex Wolff) Bestes Originaldrehbuch 

„Hereditary“ wurde erstmalig auf dem Sundance Film Festival 2018 gezeigt. Der Film ist am 08.06.18 in 2.964 amerikanischen Kinos gestartet. In Deutschland ist der Film am letzten Donnerstag (15.06.18) ins Kino gekommen. 

Der klasse Trailer zu sehen:

 

 

vorgeschaltete Trailer:

Trailer v. Film: „On Chesil Beach„

Bewertung des Trailers: B (dt. Trailer gezeigt) 

Kommentar: Romanverfilmung mit Saoirse Ronan und Emily Watson. Ich habe Saoirse Ronan bislang noch nie in der Synchronisation gesehen. Allein an diesem deutschen Trailer konnte ich aber erkennen, dass die (schreckliche) Stimme überhaupt nicht zu der Schauspielerin passt.

Wie oft schon im Kino gesehen: 2 x

Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%


Trailer v. Film: „Foxtrot„

Bewertung des Trailers: B (dt. Trailer gezeigt)

Kommentar: israelisches Drama

Wie oft schon im Kino gesehen: 0 x

Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: mal gucken


Trailer v. Film: „Candelaria – Ein kubanischer Sommer„

Bewertung des Trailers: C- (dt. Trailer gezeigt) 

Kommentar: kubanische Tragikomödie

Wie oft schon im Kino gesehen: 0 x

Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 0%


Trailer v. Film: „Ocean´s 8„

Bewertung des Trailers: B+ (neuer Trailer, in der OV gezeigt) 

Kommentar: Actionkomödie mit Sandra Bullock, Cate Blanchett und Sarah Paulson.

Wie oft schon im Kino gesehen: 4 x

Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%

2 Gedanken zu “Berlin – Film: „Hereditary“

  1. Ich bin wirklich gespannt, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass der Film wirklich gruselig ist. Ich meine Milly Shapiro ist schon speziell und Toni Collette ist für mich die Heulsuse par excellence, ob das für mich funktioniert steht in den Sternen :))
    Mal sehen, der läuft ja zwar, aber nur in den Studios. Vielleicht probiere ich das Delphi Lux aus 🙂

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    • Die Amis haben sich ja fast in die Hose gemacht, so gruselig fanden sie den Film. Ein , zwei Szenen haben bei mir auch eine Gänsehaut erzeugt, aber dass die den als Super-Grusel hypen, verstehe ich nicht.

      Ja, ich erinnere mich, Du kannst Toni Collette nicht leiden, ich plädiere auch unbedingt für die Originalsprache, ich glaube sonst funktioniert die Performance nicht.

      Ich habe ihn übrigens am Donnerstag auch im Delphi Lux gesehen, Kino 2, ganz gemütlich. Ich fand es eine Frechheit, dass ich einen Überlängen-Zuschlag (für 7 Minuten!!!!) zahlen musste. Bin gespannt, das Handwerkliche wird Dir sicher schon gefallen. 🙂

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