Berlin (ale) – Film: „Schwesterlein“


Ich war am 25.02.20 in Berlin und habe mir folgenden Film im Kino angeschaut:

 

„Schwesterlein“ (Internationaler Filmtitel: „My Little Sister“)   99 min  drama 

dir. Stéphanie Chuat, Véronique Reymond  cast: Nina Hoss, Lars Eidinger, Marthe Keller, Jens Albinus, Thomas Ostermeier

 

Lisa (Nina Hoss) hat den Kopf gerade voll. Ihr Zwillingsbruder Sven (Lars Eidinger), Starschauspieler an der Berliner Schaubühne, ist an Leukämie erkrankt. Gerade hat er eine Knochenmarktransplantation hinter sich gebracht. Er will so bald wie möglich wieder als Hamlet auf der Bühne stehen. Zunächst muss er sich aber erholen und das kann er nun mal nicht in Berlin bei der Mutter (Marthe Keller), die schon mit sich selbst völlig überfordert ist. Lisa entscheidet, ihren Bruder zu sich in die Schweiz zu nehmen. Da lebt die Dramaturgin seit einiger Zeit mit ihrem Mann (Jens Albinus) und den beiden kleinen Kindern… 

 

 

B+ (Wertung von A bis F) „Schwesterlein“ ist der neue Film der beiden Schweizer Filmemacherinnen Stéphanie Chuat und Véronique Reymond („La petite chambre“).

Deutschen Filme mangelt es – in meinen Augen – oft an Tempo, dafür wirken einzelne Szenen, und manchmal sogar die ganze Handlung, zu konstruiert und Dialoge sind oftmals realitätsfern. „Schwesterlein“ ist zwar deutschsprachig, mit zwei deutschen Hauptdarstellern besetzt und spielt teils in Deutschland, ist aber der Schweizer Wettbewerbsfilm der Berlinale. Die Inszenierung ist ruhig, steht aber im Gleichklang zur Story, die wiederum glaubhaft und ergreifend ist. Die Situationen und die Dialoge erscheinen aus dem Leben eben dieses kreativen Künstler-Umfeldes, bei dem auf eimal der Krebs den Alltag bestimmt. Meine Lieblingsszene ist die Krankenhausszene in der Lisa ihren Bruder versucht, zu beruhigen, Und natürlich liebe ich es, dass der Film teilweise in meinem Berliner Kiez spielt. 

Es hat mich beeindruckt, wie selbstverständlich Nina Hoss´ Lisa die Kontrolle über ihre Familie und letztlich auch über den Film übernommen hat. Man spürt die Bindung der beiden Geschwister und anhand von ein paar wenigen Szenen versteht man auch ganz genau die Beziehung zu ihrer exzentrischen, mit sich selbst schon überforderten Mutter. 

Ich weiß nicht, ob es half, dass Lars Eidinger, der selbst festes Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne ist, hier eben jenen (fiktiven) Schaubühnen-Star verkörpert. Ich bin schon lange ein großer Fan des Theater- und Film-Schauspielers und so begeistert er mich selbstverständlich auch in dieser Rolle. Lars Eidinger trägt hier Perücken, wie es wohl nur er kann. 

Übrigens der künstlerische Leiter der Berliner Schaubühne Thomas Ostermaier spielt hier auch eine Version von sich selbst als Schaubühnen-Intendant David. Und die in diesem Film gezeigte Probe zu „Hamlet“ ist tatsächlich eine der Ostermaier-Inszenierungen mit Eidinger in der Hauptrolle.

Update: „Schwesterlein“/“My Little Sister“ geht für die Schweiz als möglicher Kandidat für eine Oscar-Nominierung für die Kategorie Bester Internationaler Film ins Rennen.

„Schwesterlein“ wurde erstmalig auf den Berliner Filmfestspielen 2020 gezeigt. Dort lief der Schweizer  Film im Wettbewerb. Ich habe den Film auf der Berlinale 2020 gesehen, gezeigt wurde die Deutsch/Englisch/Französische-Originalfassung mit englischen und deutschen Untertiteln. In der deutschsprachigen Schweiz soll der Film am 23.04.20 starten. Bislang ist weder ein amerikanischer noch ein deutscher Kinostart geplant. 

Filmausschnitt zu sehen:

 

 

9 Gedanken zu “Berlin (ale) – Film: „Schwesterlein“

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