NYC – Film: "Rush"


Ich war am 24.09.13 in New York und habe mir im Kino angeschaut:

„Rush“ (dt. Filmtitel: „Rush – Alles auf Sieg“, dt. Kinostart: 03.10.13) 123 min drama, biopic
dir. Ron Howard cast: Chris Hemsworth, Daniel Brühl, Olivia Wilde, Alexandra Maria Lara

London 1970. Bei einem Formel-3-Rennen treffen der britische Rennfahrer James Hunt (Chris Hemsworth) und der österreichische Rennfahrer Niki Lauda (Daniel Brühl) das erste Mal aufeinander. Für den britischen Playboy und den vom Ehrgeiz getriebenen Österreicher beginnt ein jahrelanger Konkurrenzkampf, der in einer hochdramatischen Formel-1-Saison im Jahr 1976 endet…

B (Wertung von A bis F) „Rush“ basiert auf einer wahren Geschichte.

Wäre der Film nicht für die Oscars im Gespräch, hätte ich ihn mir wahrscheinlich gar nicht angeschaut. Wenn ich etwas für dusselig und verzichtbar halte, dann Autorennen. Es gibt auch wenig Menschen, die ich noch unsympathischer finde als Niki Lauda. Entsprechend war mir auch nur wenig über die näheren Umstände, die zu seinem tragischen Unfall führten, bekannt. Gar nichts wusste ich über die Rivalitäten zwischen Niki Lauda und James Hunt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich einen Film über Autorennen mit einem deutschen Schauspieler, der bislang auch nicht gerade zu meinen Lieblingen zählte, so gefallen würde. Wenn man, wie ich, den Verlauf der Formel-1-Saison 1976 und den Ausgang der Geschichte zwischen den beiden Rennfahrern nicht kennt, ist gerade das letzte Rennen in Japan unfassbar spannend inszeniert.

Das erste was mir in dem Film auffiel, war Daniel Brühls Stimme. Wenn er englisch spricht, ist seine Stimme kaum zu erkennen. Wenn er deutsch mit österreichischem Akzent spricht hat er mir anfangs wesentlich besser gefallen. In allen Szenen mit (und trotz) Alexandra Maria Lara fand ich ihn besonders gut. Vielleicht musste ich mich aber nur einfach an ihn gewöhnen. Vielleicht hat mich aber auch die Tatsache, dass Daniel Brühl Niki Lauda portraitiert zu sehr abgelenkt. Auch wenn er optisch ganz verändert ausschaut (er sass wohl bis zu 7 Stunden täglich in der Maske, Mark Coulier ist einer der Makeup Designer, der Meryl Streep auch erfolgreich in Margaret Thatcher verwandelt hat). Ich muss aber fair bleiben, Daniel Brühl macht seine Sache richtig gut. Er hat sicherlich auch den etwas schwierigeren Part. Niki Lauda ist im Vergleich zu dem charismatischen Playboy James Hunt sicherlich der – zumindest auf den ersten Blick – wesentlich langweiligere Charakter. Ein eher introvertierter Typ, der etwas streberhaft und bieder wirkt.

Es ist ein Film über die Rivalität zweier so unterschiedlicher Persönlichkeiten. Der disziplinierte, sehr auf Sicherheit bedachte, Perfektionist Niki Lauda, der immer klar seine Meinung sagt und durch seine direkte Art andere Menschen vor den Kopf stösst und der britische Playboy, der Rennfahrer, der immer ein großes Risiko eingegangen ist. Zwei starke Persönlichkeiten, die, und das sieht man eigentlich erst zum Schluss, auch großen Respekt füreinander hatten. Einen Sympathieträger gibt es im Film „Rush“ nicht, beide Rennfahrer sind auf ihre Weise, in meinen Augen, unsympathisch. Am Ende des Films hat Niki Lauda (durch Daniel Brühl) aber tatsächlich ein paar Sympathiepunkte bei mir sammeln können.

Gezeigt werden Formel-3, aber überwiegend Formel-1-Rennen in den 1970er Jahren, in einer Zeit, in der ganz sicher die Rennen nicht den heutigen Sicherheitsstandards entsprochen haben. Viele Freunde und Fans des Autosports damals waren sicherlich auch von der Gefährlichkeit dieser Autorennen fasziniert. Ron Howard („Backdraft“, „Apollo 13“, „A Beautiful Mind“, Frost/Nixon) hat die 1970er Jahre realistisch inszeniert. Vermutlich ist es sogar einer seiner besten Filme.

Auch, wenn man sich – wie ich – nichts aus Autorennen macht, „Rush“ erzählt eine packende Geschichte. Enorm geholfen hat dabei ein solides Drehbuch. Peter Morgan hat bereits mit seinen hervorragenden Drehbüchern Vorlagen für „The Queen“ und „Frost/ Nixon“ geliefert.

Niki Lauda hat sich für eine Zusammenarbeit mit Peter Morgan und Ron Howard bereiterklärt, allerdings nur wenn sie sich an seine Bedingungen halten, zwei davon waren: „Don´t make me look gay and get me to the Oscars“. Gut, man kann davon ausgehen, dass man sich mit so einer Aussage keine neuen Freunde macht. Man kann aber auch darauf wetten, dass es Niki Lauda piepegal ist, was andere von ihm halten. Wenn man „Rush“ sieht, kommt man selbstverständlich nicht auf die Idee, dass Niki Lauda schwul wäre. Heute ist der letzte Tag im September und ich gehe davon aus, dass ein neuer Smoking für die Oscar-Verleihung im März 2014 schon längst in Niki Laudas Schrank hängt.

Die Oscar-Chancen für den Film „Rush“ sind für mich schwer einzuschätzen. Keiner in den U.S.A. interessiert sich wirklich für Formel-1-Rennen. Ron Howard hat aber ein spannendes Biopic inszeniert. Das erste was mir jetzt, Tage später, in den Sinn kommt, wenn ich an den Film zurückdenke, ist der ohrenbetäubende und monströs gute Sound. Definitiv sehe ich eine Nominierung in den Kategorien Bester Ton und Bester Tonschnitt, aber auch in anderen technischen Kategorien. Oscar-Nominierungen sind für folgende Kategorien im Gespräch: Bester Ton, Beste Kameraführung, Bester Schnitt, Bester Hauptdarsteller (Chris Hemsworth), Bester Nebendarsteller (Daniel Brühl), Bester Score (Hans Zimmer), vielleicht Bestes Originaldrehbuch, vielleicht Beste Regie.

Die Schauspieler Chris Hemsworth und Daniel Brühl kann man für ihre Leistung nominieren, muss man aber nicht. Ich sehe Daniel Brühls Rolle mindestens genauso groß wie Chris Hemsworths an. Wenn es zu einer Nominierung kommen sollte, wäre es nur richtig, wenn auch Daniel Brühl für die Beste Hauptrolle nominiert wird. Dieses Jahr ist aber ein Jahr, in dem wahnsinnig viele männliche Schauspieler scheinbar eine Berechtigung haben, in der Kategorie Beste Hauptrolle geführt zu werden. Das ist sicherlich der Hauptgrund dafür, dass für Daniel Brühl eine Kampagne für Beste Nebenrolle geführt wird

Der Film „Rush“ feierte in London seiner Premiere und wurde auf dem Toronto International Film Festival 2013 gezeigt.

Trailer zu sehen:

vorgeschaltete Trailer:

Trailer v. Film: „Lone Survivor“
Bewertung des Trailers: C+
Kommentar: Militär-Action-Film nach wahren Begebenheiten mit Mark Wahlberg und Eric Bana. Gilt als Oscar-Film…also – bei aller Liebe…Vielleicht hätte ich mir online den Trailer anschauen sollen, bevor ich meine Oscar-Prognose veröffentlicht habe.
Wie oft schon im Kino gesehen: 0 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: eher nicht

Trailer v. Film: „American Hustle“
Bewertung des Trailers: B
Kommentar: David O. Russells neuer Film mit Christian Bale, Bradley Cooper (Brüller alleine die Dauerwellen-Lockenwickler und das Resultat), Amy Adams, Jeremy Renner und Jennifer Lawrence. Oscar-Film.
Wie oft schon im Kino gesehen: 0 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%

Trailer v. Film: „Grudge Match“
Bewertung des Trailers: B-
Kommentar: Ein Film, in dem Sylvester Stallone und Robert De Niro alternde Boxer spielen und gegeneinander kämpfen – muss doch nicht wirklich sein. Ich weiß nicht was ich davon halten soll.
Wie oft schon im Kino gesehen: 0 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: bei 80% RT

Trailer v. Film: „The Hunger Games: Catching Fire“
Bewertung des Trailers: C+
Kommentar: Zweiter Teil der Trilogie
Wie oft schon im Kino gesehen: 0 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 49%

Trailer v. Film: „About Time“
Bewertung des Trailers: C+
Kommentar: britische RomCom mit Bill Nighy, Tom Hollander und Rachel McAdams
Wie oft schon im Kino gesehen: 3 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 20%

Trailer von Film: „The Wolf of Wall Street“
Bewertung des Trailer: B (neuer Trailer)
Kommentar: Martin Scorseses neuer Film mit Leonardo DiCaprio, Jonah Hill, Matthew McConaughey, etc. Derzeit ist im Gespräch, dass der Film aufs nächste Jahr verschoben wird. Es gibt wohl Probleme bei der Fertigstellung. Abwarten, dann wäre ein Oscar-Film weniger in dieser Saison.
Wie oft habe ich den Trailer bereits im Kino gesehen: 2 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich mir den Film anschaue: 100%

Trailer v. Film: „The Secret Life of Walter Mitty“
Bewertung des Trailers: B+
Kommentar: Ben Stillers Fantasy-Film mit ihm in der Hauptrolle und Kristin Wiig und Sean Penn. Gilt als Oscar-Film.
Wie oft schon im Kino gesehen: 0 x
Wahrscheinlichkeit, dass ich den Film anschaue: 100%

12 Gedanken zu “NYC – Film: "Rush"

  1. Hach, irgendwie konnte ich mich gestern nicht motivieren den Film (in der Preview) zu gucken, auch wenn er sicherlich nicht schlecht ist und absolut fürs Kino gemacht. Ich stehe ja weder auf Niki Lauda, noch auf Brühl. Jetzt muss ich wohl doch rein 🙄 :))
    Sag mal der Stillerfilm ist doch nicht etwa ein Remake des fantastischen Danny Kaye „The Secret Life of Walter Mitty“? Wie kann man nur?
    Und „The Hunger Games: Catching Fire“ 49%?? Wie kommst Du auf diese Prozentzahl? :))

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  2. Ja, Gravity gucke natürlich auch, das dauert bei mir aber noch ne Weile, weil ich den in IMAX gucken muss. Ich habe gehört, den soll man entweder in 2D oder IMAX gucken.

    Bei Wadjda war ich auch kurz davor reinzugehen, konnte mich aber letztlich nicht durchringen, weil es mich echt nicht interessiert. :no:

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  3. Kann ich verstehen, ich wollte den auch nicht wirklich sehen. Aber Du scheinst wenigstens Formel-1-Rennen zu mögen. Das kam ja bei mir auch noch hinzu. :))

    Mmmh ja, ist ein Remake von einem Film aus dem Jahr 1947. Ich kenne den Originalfilm nicht, was es mir natürlich leichter macht, ihn – wenn er gut ist – zu mögen.

    Mir hat mal jemand gesagt, und daran habe ich mich erinnert, dass es bei Entscheidungen keine 50/50 gibt, es ist immer 49% oder 51%. Und Hunger Games ist 49%. 🙂

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  4. Hihi, ich weiß noch, wie ich damals nach Berlin gefahren bin, um mir „The Dark Knight“ im IMAX anzusehen xD. Hat sich rückblickend nicht wirklich gelohnt, hätte ich das Geld doch für „Gravity“ gespart!! *traurig rumroll* 🙂

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  5. Echt? Ich hatte gehört, dass es bis vor kurzem gar kein richtiges IMAX-Kino (was Spielfilme zeigt) in Berlin gab. Jetzt gibt es wohl eins, aber über die Qualität weiß ich nichts. In den U.S.A. gibt´s auch einige fake IMAX-Kinos, um den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das sieht man spätestens wenn man mal in einem richtigen war. :no:

    „The Dark Knight“ habe ich leider nie geschafft, im IMAX zu sehen. Das wollte ich immer mal nachholen. So wie ich gehört habe, muss dass in einem richtigen IMAX-Kino der Oberknaller sein. 🙂

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  6. Hihi, vielleicht war das damals auch ein Fake xD. In den paar Sequenzen, die mit IMAX-Kameras gedreht wurden, war das Bild plötzlich höher als breit, fand ich vor allem in der Hong Kong Sequenz eindrucksvoll 🙂

    Oha, war mir grad etwas unsicher und hatte nen Jim-Caviezel-Flashback („I seen another world. Sometimes I think it was just my imagination.“ xD). Hab auf Wikipedia gegraben:

    „Das ehemals erfolgreichste IMAX-Kino der Welt, das Discovery Channel IMAX Berlin, welches 1997 als erstes IMAX-Theater in Berlin eröffnet wurde, befand sich bis zur Schließung am 30. Juli 2006 in der Nähe des Potsdamer Platzes […]. Das neuere, Cinestar IMAX 3D befand sich bis zum 27. März 2011 im Sony Center (ebenfalls am Potsdamer Platz); in diesem wurden auf einer 588 m² (28 x 21 m) großen Leinwand ausschließlich IMAX-3D-Filme sowie aktuelle DMR-Versionen normaler Spielfilme gezeigt. Am 18. Mai 2011 wurde es nach Umbau auf eine verkleinerte 300 m² Silberleinwand mit Barco 4K 3D-Projektion, als CineStar Event Cinema wiedereröffnet. Nach einer Umbaupause wurde das CineStar EVENT Cinema am 19. Juni 2013 als CineStar IMAX wiedereröffnet.“

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  7. Höher, nicht breiter? Also ich kann mich noch gut an den letzten Mission Impossible-Film erinnern, den habe ich in einem IMAX-Kino gesehen und die in IMAX gedrehten Szenen haben sich definitiv auf der Leinwand ausgewirkt. Die Leinwand hat sich verändert, aber wurde die nicht breiter statt höher – oder war es beides? Ich war jedenfalls völlig fasziniert. :))

    Ich weiß das auch noch nicht soo lange, dass es bei diesen Kinos einen riesigen Unterschied gibt. Ich habe nur kürzlich einen Film (Elysium) in einem IMAX-Kino gesehen, wo ich den Mund kaum noch zubekommen habe. „Elysium“ war der falsche Film dafür, aber davor habe ich einen „Gravity“-Trailer gesehen und der kam wirklich gut. Mittlerweile habe ich viel gehört, dass man den entweder in 2D oder in IMAX gucken soll.

    Ich habe in diesem IMAX-Kino, also in dem alten früher viel so Naturfilme, etc. gesehen. Dieses Spielfilm-Kino kenne ich nicht. 🙂

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  8. Ich befürchte mittlerweile, dass es eine Besonderheit des früheren Berliner IMAX war und in der Form nicht mehr gebaut wird: Die Leinwand war von der Form her ein hochkant aufgestelltes Rechteck (höher als das 3-geschössige Haus, in dem ich wohne). In den normal gedrehten Szenen hatte der projizierte Bildausschnitt das gewohnte 16:9 Seitenverhältnis, wobei nur ein Teil der Leinwand bestrahlt wurde. In den IMAX-Szenen wurde plötzlich auch der Rest der Leinwand nach oben und unten hin genutzt, so dass das Bild höher als breit war (Ich weiß nicht, ob das Bild dabei auch breiter wurde, hab nur den vertikalen Effekt in Erinnerung).

    Bei meinem letzten IMAX-Film in 2012 war’s so, wie du es beschrieben hast (das normale Seitenverhältnis, aber eine monströs überdimensionierte Leinwand und tolle Bildqualität xD).

    Yay, was ich auch gerne noch erleben würde, ist ein IMAX Dome mit kuppelartiger Leinwand 🙂

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  9. Roaaarrrrrr, die Rennszenen sind echt der Hammer! 🙂
    (Während des Films ist es teilweise ganz witzig im Hinterkopf zu behalten, dass Hunt und Lauda im wirklichen Leben gute Freunde waren, die halt strikt zwischen Privatem und Beruflichem getrennt haben.) Bin danach in meinem Pandamobil mit 60 durch die Stadt gedüst. Roaaarrrrrr!! xD

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